Bückeburg (epd). Der Arzt und Buchautor Dietrich Grönemeyer (68) empfiehlt, als Lehre aus der Corona-Pandemie die Rolle der Hausärzte zu stärken. „Hausärzte sind neben den Krankenschwestern diejenigen, die so nah am Patienten sind wie kein anderer“, sagte der Bochumer Medizin-Professor am Donnerstagabend beim Jahresempfang der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe in Bückeburg. „Sie sind auch nah am sozialen Umfeld, das wir nicht ausblenden dürfen.“
Hausärzte könnten „wunderbare Kopiloten“ im medizinischen System sein, sagte Grönemeyer. Und fantastische Präventologen - wenn wir die Vorsorge endlich mal ernstnehmen würden." Sie könnten auch ein wichtiger Ratgeber sein, wenn ein Patient aus dem Krankenhaus entlassen werde. Um wirtschaftliche Anreize für Hausärzte zu schaffen, schlug Grönemeyer vor, das Abrechnungssystem so zu ändern, dass sie einzelne Behandlungen geltend machen könnten statt nur eine bestimmte Summe für einen Patienten pro Quartal.
Vor rund 500 Zuhörern aus Kirche, Politik und Gesellschaft blickte der Mediziner kritisch auf das Gesundheitssystem in der Corona-Pandemie. Krankenschwestern und Krankenpfleger seien zwar als Helden gefeiert, letztlich aber nicht ernst genommen worden. Die behandelnden Ärzte hätten sich zu selten zu Wort gemeldet: „Wir haben Chancen verspielt, den Menschen zu zeigen, wie fürsorglich das medizinische System ist. Letztlich haben wir das Feld den Virologen, Epidemiologen und den Politikern überlassen.“ Die Hausärzte hätten aus seiner Sicht noch früher und stärker in die Impfkampagne eingebunden werden müssen: „Die wissen, wie man impft.“