Berlin, Hattersheim am Main (epd). Der Deutsche Hausärzteverband kritisiert, dass mehrere Bundesländer bereits mit Auffrischungsimpfungen gegen Corona begonnen haben. „Dass die Politik wiederholt voran geprescht ist und damit erneut für Verunsicherung sorgt, ist ärgerlich“, sagte Armin Beck, Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Hausärzteverbandes, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND, Mittwoch online).
Dass in einigen Landkreisen schon jetzt Drittimpfungen verabreicht würden, trage zusätzlich zur Verunsicherung von Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten bei, führte Beck aus. Gleichzeitig verlangte er, auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu den sogenannten Boosterimpfungen zu warten. Notwendig seien einheitliche Regelungen.
Auch die Kassenärzte fordern eine Empfehlung der Stiko für Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte am Mittwoch im Inforadio des rbb, er hoffe, dass die Stiko hier relativ zeitnah eine entsprechende Empfehlung formuliere. Das würde es allen einfacher machen auch in der Diskussion mit Patientinnen und Patienten.
Zum Thema, wer für eine dritte Impfung in Frage kommt, sagte Gassen: „Im Grundsatz geht man davon aus, dass Auffrischimpfungen für alle Menschen Sinn machen, die eine schwächere Immun-Antwort hatten und deshalb möglicherweise auch eine abfallende Impfwirkung. Das sind in der Regel hochbetagte oder immungeschwächte Personen.“ Dazu gebe es allerdings bisher noch keine klare wissenschaftliche Positionierung.
Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach stellte heraus, dass auf Basis der Studienlage noch nicht eindeutig geklärt sei, ab wann Menschen mit einem geschwächten Immunsystem eine weitere Impfung brauchen. „Es ist unklar, ob eine Impfung vor Ablauf der sechs Monate nicht zu früh wäre“, sagte er dem RND.
Zugleich betonte Lauterbach, die Politik müsse „jetzt eine klare Ansage machen, welche Gruppen bei den Auffrischungsimpfungen zuerst an der Reihe sind“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Es müsse klar sein, um welche Jahrgänge es sich handele und bei welchen Risikofaktoren eine dritte Impfung angezeigt sei.
Zugleich verlangte Lauterbach eine Klarstellung, wer vorerst auf eine Drittimpfung gegen Covid-19 warten müsse. Ansonsten würden Menschen geimpft, „die die dritte Dosis noch gar nicht bekommen sollen. In der Folge werden diejenigen nach hinten gedrängt, die die Corona-Auffrischungsimpfung aktuell am dringendsten benötigen“, warnte der Gesundheitspolitiker und Mediziner.
In Deutschland sind bislang rund 50 Millionen Menschen vollständig geimpft, das entspricht rund 60 Prozent der Bevölkerung.