Rheinsberg (epd). Der Komponist Siegfried Matthus ist tot. Der Gründer und langjährige künstlerische Leiter der Kammeroper Schloss Rheinsberg starb am Freitag nach längerer Krankheit im Alter von 87 Jahren, wie die Musikkultur Rheinsberg gGmbH am Montag unter Berufung auf seine Familie mitteilte. Rund 600 Musikwerke machten Matthus zu einem der bekanntesten DDR-Komponisten, dessen Werk aber auch international große Verbreitung fand.
Dabei bediente er sich auch der Zwölftontechnik und anderer avantgardistischer Stilelemente. Sein Werk umfasste 14 Opern und mehr als 60 große Orchesterwerke, dazu zahlreiche Kammermusikwerke und Vokalkompositionen, Ballettszenen und Filmmusiken. 2015 war Matthus mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik geehrt worden. Bereits 15 Jahre zuvor hatte er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse erhalten.
Matthus wurde am 13. April 1934 im ostpreußischen Mallenuppen geboren, machte 1952 in Rheinsberg Abitur und studierte später Komposition unter anderen bei Hanns Eisler sowie Chor- und Ensembleleitung. Der Gründer der Komischen Oper in Ost-Berlin, Walter Felsenstein, holte ihn 1964 an das Haus. Dort wirkte Matthus als Komponist und Dramaturg, von 1966 bis 1988 war er auch verantwortlich für die Veranstaltungsreihe „Kammermusik im Gespräch“.
Im Jahre 1969 wurde er Mitglied der Ost-Berliner Akademie der Künste, 1972 auch Mitglied des West-Berliner Pendants. 1978 nahm ihn die Bayerische Akademie der Schönen Künste in München auf. Am Sitz der Vereinten Nationen in New York wurde 1979 sein Stück „Reponso“ aufgeführt und von dort weltweit im Fernsehen übertragen.
Der Komponist war seit 1984 Ehrenbürger von Rheinsberg. Im September 1990 gründete er dort die Kammeroper Schloss Rheinsberg, das erste Festival fand 1991 statt. 2014 verließ er das Festival, Nachfolger wurde sein Sohn Frank Matthus.
Die Musikkultur Rheinsberg reagierte am Montag mit Betroffenheit auf die Nachricht vom Tod des Komponisten und würdigte ihn als einzigartigen Impulsgeber. Die von Matthus geschaffene Struktur eines Opernfestivals mit professionellen Aufführungen und der Fortbildung junger Solistinnen und Solisten habe sich bewährt „und der Festspielidee ein Alleinstellungsmerkmal im internationalen Festspielreigen verliehen“, das von vielen Besuchern besonders geschätzt werde, betonte der Künstlerische Direktor der Musikkultur, Georg Quander.
Auch die Sächsische Staatskapelle Dresden trauerte um den Komponisten, mit dem das Orchester viele Jahre intensiv bei zahlreichen Ur- und Erstaufführungen zusammengearbeitet hatte. Der Bogen spannte sich von der Uraufführung des „Kleinen Orchesterkonzertes“ des damals 29-jährigen Komponisten im Jahre 1964 im Steinsaal des Hygiene-Museums bis zur Wiedereröffnung der Semperoper im Jahr 1985 und darüber hinaus. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte Matthus einen „Meister der Klangfarben“, der es verstanden habe, „Seelenzustände mit Musik erlebbar zu machen“. Er werde als große Bereicherung für die klassische Musik in ganz Deutschland in Erinnerung bleiben.
Matthus lebte zuletzt mit seiner Frau in Stolzenhagen bei Berlin.