Schortens, Dortmund (epd). Der Patientenschützer Eugen Brysch hat die bereits laufenden Massennachimpfungen im von Impfskandalen geschüttelten Landkreis Friesland infragegestellt. „Es ergibt keinen Sinn, Tausende von Menschen auf Verdacht nachzuimpfen. Denn der tatsächliche Immunstatus von Geimpften und Genesenen lässt sich in wenigen Stunden überprüfen“, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz mit Sitz in Dortmund am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer nachweislich keine Immunität besitze, sollte sich nachimpfen lassen.
Einer inzwischen entlassenen examinierten Krankenschwester wird vorgeworfen, im April in mindestens sechs Fällen Impfstoff gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht zu haben. Sie begründete die Tat mit einer versehentlich zerbrochenen Impfstoff-Ampulle. Um ihr Missgeschick zu verbergen, habe sie die Impfspritzen nur mit einer Kochsalzlösung und Resten aus anderen Ampullen aufgezogen. Die Polizei ermittelt gegen die Frau.
Weil die Frau zuvor in den sozialen Medien einige impfkritische Chats verbreitet hatte, wollen die Ermittler nicht mehr ausschließen, dass sie auch schon vorher lediglich eine Kochsalzlösung auf die Spritzen aufgezogen haben könnte. Allen Menschen, die während der Dienstzeit der Beschuldigten ihre Spritze bekommen hatten, machte der Landkreis das Angebot einer Nachimpfung. Das Landesgesundheitsamt und die lokalen Behörden ermunterten die Betroffenen, sich sicherheitshalber erneut impfen zu lassen.
Dem Impfbefürworter und Patientenschützer Brysch zufolge ist dies wohl nicht in allen Fällen nötig. Eine Untersuchung der T-Zell-Immunität mittels einer Blutprobe könne Aufschluss geben. „Diese Gedächtniszellen sind noch viele Jahre nachweisbar. So gibt es auch Klarheit darüber, ob im Kreis Friesland nur wenige oder Tausende Menschen von den Vorfällen im Impfzentrum betroffen sind.“