Polizei durchsucht Impfzentrum und Rot-Kreuz-Büros

Polizei durchsucht Impfzentrum und Rot-Kreuz-Büros
Beamte suchen nach Hinweisen auf möglichen Abrechnungsbetrug
In dem vom Impfskandal betroffenen Landkreis Friesland kehrt keine Ruhe ein. Nachdem eine Frau Impfstoff gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht haben soll, wirft die Staatsanwaltschaft nun Mitarbeitenden des Roten Kreuzes Abrechnungsbetrug vor.

Schortens (epd). Wegen des Verdachtes auf Abrechnungsbetrug hat die Polizei am Donnerstag das Impfzentrum Schortens-Roffhausen, Geschäftsräume des regionalen Roten Kreuzes (DRK) und Privatwohnungen von Mitarbeitenden durchsucht. Die kürzlich eingesetzte „Ermittlungsgruppe Vakzin“ habe nach Hinweisen auf einen möglichen Betrug durch Mitarbeitende der DRK-Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde gesucht, teilte die Polizei mit. Insgesamt seien sechs Objekte durchsucht worden. Ein direkter Zusammenhang mit dem Skandal um wirkungslose Impfspritzen im Landkreis bestehe nicht.

Polizei und Staatsanwaltschaft werfen fünf Angehörigen des DRK vor, in der Zeit vom Februar bis Juli mehr Arbeitsstunden für eingesetztes Personal im Impfzentrum abgerechnet zu haben, als tatsächlich geleistet wurden. Die Anschuldigungen stützten sich auf Erkenntnisse der Ermittlungsgruppe, die zur Aufklärung der Vorfälle im Impfzentrum eingerichtet wurde.

Bereits erste Stichproben aus Stundenabrechnungen, die beim Landkreis Friesland eingereicht wurden, ließen einen „Schaden im vierstelligen Bereich“ vermuten, hieß es weiter. Wie hoch der Schaden genau sei, werde nun ermittelt. An der Durchsuchung hätten sich 40 Polizeibeamtinnen und Beamte aus verschiedenen Inspektionen beteiligt. Sie hätten umfassendes Beweismaterial in Aktenordnern und auf Computern sowie Tablets und Mobilfunkgeräte sichergestellt, die nun ausgewertet würden.

Das im Auftrag des Landkreises Friesland vom Roten Kreuz betriebene Impfzentrum in Schortens ist seit Wochen in den bundesweiten Schlagzeilen. Einer inzwischen entlassenen examinierten Krankenschwester wird vorgeworfen, im April in mindestens sechs Fällen Impfstoff gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht zu haben. Weil die Frau zuvor in den sozialen Medien einige impfkritische Chats verbreitet hatte, wollen die Ermittler nicht mehr ausschließen, dass sie auch schon vorher lediglich eine Kochsalzlösung auf die Spritzen aufgezogen haben könnte. Darum müssen mehr als 10.000 Impflinge nachgeimpft werden. Die Ermittlungen hierzu dauern an.