Frankfurt a.M., Cox's Bazar (epd). Für die Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch gibt es zunehmend Hoffnung, dass die an ihnen verübten Verbrechen international geahndet werden. Vor einem Gericht in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires schilderten erstmals aus Myanmar geflüchtete Frauen per Videolink Morde und Vergewaltigungen durch das Militär, wie die Exilgruppe „Burmese Rohingya Organisation UK“ (Brouk) am Mittwoch mitteilte. Ob Argentinien offiziell ein Verfahren einleitet, wird sich in Kürze entscheiden.
Vor dem Gericht ging es konkret um ein Massaker vor knapp vier Jahren im Dorf Chut Pyin im westlichen Bundesstaat Rakhine. Den Aussagen zufolge waren Ende August 2017 allein dort mehrere Hundert Menschen getötet worden, darunter auch die Ehemänner der Frauen. Viele Frauen seien zudem vergewaltigt und ihre Häuser niedergebrannt worden, hieß es. Laut Brouk-Präsident Tun Khin war es das erste Mal, dass Rohingya die Gelegenheit hatten, die Verbrechen vor einem Gericht zu schildern.
Im November 2019 hatte Brouk Klage gegen die mittlerweile gestürzte De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie hochrangige Militärs eingereicht, darunter den jetzigen Machthaber Min Aung Hlaing. Ermöglicht wird dies durch das Prinzip „universeller Rechtsprechung“. Vertreten wird Brouk von dem argentinischen Anwalt Tomás Ojéa Quintana, von 2008 bis 2014 UN-Sonderberichterstatter für Myanmar.
Im dem mehrheitlich buddhistischen südostasiatischen Land werden die muslimischen Rohingya seit Jahrzehnten brutal verfolgt und diskriminiert. Bei der Militäroffensive 2017 flohen mehr als 740.000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch. UN-Ermittler und Menschenrechtler sprechen von Völkermord.
Mit den Verbrechen beschäftigt sich auch die Justiz in den Niederlanden. Im Januar vergangenen Jahres hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag angeordnet, dass Myanmar die Rohingya vor Völkermord schützen müsse. Zugleich laufen Ermittlungen des ebenfalls in Den Haag ansässigen Internationalen Strafgerichtshofs.