Potsdam (epd). Die Bundespolizei hat im ersten Halbjahr 2021 bereits deutlich mehr illegal Einreisende aus Afghanistan registriert als im gesamten vergangenen Jahr. Von Januar bis Ende Juni wurden 4.294 Mal unerlaubt eingereiste afghanische Staatsangehörige festgestellt, wie aus der Statistik der Bundespolizei hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Im Jahr 2020 gab es demnach insgesamt 3.256 Fälle, 2019 waren es 2.875 Fälle. Besonders hoch war die Zahl illegal Einreisender aus Afghanistan den Angaben zufolge im Jahr 2016 mit 20.434. Die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) hatten zuerst über die Zahlen berichtet.
In den vergangenen fünf Jahren seien die illegal eingereisten Afghanen zumeist an der Grenze nach Österreich aufgegriffen worden und gewöhnlich mit Autos, Bussen und „zunehmend auch Lastwagen“ gekommen, erklärte die Bundespolizei. Das habe sich geändert. In diesem Jahr seien die Menschen überwiegend auf dem Luftweg über Griechenland nach Deutschland gekommen.
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter forderte von der EU, „jetzt vorbeugend zu agieren“. Er gehe davon aus, dass nach der Machtübernahme durch die Taliban mehr Afghanen den Weg Richtung Türkei suchen werden, sagte Kiesewetter den Funke-Zeitungen. Europa müsse eine abgestimmte Flüchtlingspolitik mit den Nachbarländern Afghanistans betreiben. „Auch mit dem Iran“, betonte er. Das schließe den Aufbau großer Flüchtlingszentren ein, „vielleicht von der UNO geleitet und von der EU finanziert“.