Gütersloh (epd). Eine Ausbildungsgarantie für Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben, könnte einer Studie zufolge in Deutschland bis zu 20.000 zusätzliche Fachkräfte pro Jahr bringen. Diese Berechnung basiere auf der Annahme, dass von den 78.000 Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz in Deutschland etwa 40 Prozent die Ausbildungsgarantie nutzen und zwei Drittel von ihnen auch zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, erklärte die Bertelsmann Stiftung in einer am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichten Studie. Zudem würde nach dieser Prognose das Bruttoinlandsprodukt steigen.
In Österreich gibt es bereits seit 2008 eine Ausbildungsgarantie, wie die Stiftung erläuterte. Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben, bekommen den Angaben zufolge dort das Angebot einer überbetrieblichen Ausbildung. Die Jugendlichen wechselten entweder nach einem Jahr in eine reguläre Ausbildungsstelle in der Wirtschaft oder sie erhielten am Ende der überbetrieblichen Ausbildung einen vollwertigen Abschluss. In Deutschland seien laut Berufsbildungsbericht des Bundesbildungsministeriums zuletzt rund 78.000 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz geblieben.
Werde eine Ausbildungsgarantie umgesetzt, führe dies zu einem höheren Bildungsstand und damit zu einer höheren Produktivität, erklärte die Stiftung. Bei 20.000 zusätzlichen Absolventen steige das Bruttoinlandsprodukt nach zehn Jahren bereits um 2,6 Milliarden Euro pro Jahr. Nach 20 Jahren würden sich mehr als acht Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich ergeben.
Die Kosten einer Ausbildungsgarantie für die öffentlichen Haushalte werden von der Studie mit rund 1,44 Milliarden Euro pro Jahr beziffert: Das seien 72.000 Euro pro Absolvent. Zugleich stiegen die staatlichen Einnahmen aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, sodass sich die Investition aus staatlicher Sicht bereits ab dem neunten Jahr auszahlten. Die Arbeitslosenquote würde demnach langfristig um 0,26 Prozentpunkte sinken. Die effektive Beschäftigung würde um fast 70 Prozent steigen.
Für die Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat das Institut für Höhere Studien in Wien das österreichische System auf Deutschland übertragen. So wurden empirische Kennzahlen und Indikatoren zur Ausbildungssituation in Österreich ermittelt und mit einem quantitativen makroökonomischen Modell in verschiedenen Szenarien auf die deutsche Situation übertragen.