Frankfurt a.M. (epd). Das private Seenotrettungsschiff „Ocean Viking“ dringt auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Die meisten der 553 im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge und Migranten seien extrem erschöpft, sagte die SOS-Méditerranée-Sprecherin auf der „Ocean Viking“, Julia Schäfermeyer, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag. Menschen, die knapp dem Tod entronnen seien, sollten nicht auf einem Schiff ausharren müssen.
Die Crew der von SOS Méditerranée betriebenen „Ocean Viking“ hatte die 553 Menschen seit Samstag bei sechs Einsätzen gerettet. Unter ihnen sind nach Angaben der Organisation 119 Minderjährige, darunter 94 unbegleitete Jugendliche, sowie 3 schwangere Frauen. Demnach kommen die meisten der Flüchtlinge und Migranten aus Bangladesch, Mali und Ägypten. Auch die „Sea Watch 3“ wartet derzeit mit 257 im Mittelmeer geretteten Menschen an Bord auf die Zuweisung eines Hafens.
Laut SOS-Méditerranée-Sprecherin Schäfermeyer ist die Situation an Bord der „Ocean Viking“ angespannt. Viele der Geretteten seien seekrank, und es sei extrem heiß, sagte sie. Die italienische Küstenwache habe Dienstagmittag eine schwangere Frau und ihren Partner evakuieren müssen, weil sich ihr Gesundheitszustand stark verschlechtert habe. Bereits am Montag seien mehrere Flüchtlinge und Migranten in Ohnmacht gefallen. „Auch für die Crew waren die Rettungen Schwerstarbeit.“
In der Vergangenheit mussten private Seenotretter nach ihren Einsätzen oft tagelang auf die Zuweisung eines Hafens warten. Diesmal dürfe es keine „unmenschlichen Wartezeiten“ geben, forderte Schäfermeyer. Trotz der Lage an Bord hätten die maltesischen Behörden den Antrag auf die Zuweisung eines Hafens bereits abgelehnt, und die italienischen Behörden reagierten nicht auf die Anfrage, kritisierte die SOS-Méditerranée-Sprecherin.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die regelmäßig auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa in Seenot geraten. Einzig private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen. Bislang sind in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.173 Menschen ums Leben gekommen.