Frankfurt a.M. (epd). Das mittelalterliche jüdische Erbe der sogenannten „SchUM“-Gemeinden von Mainz, Worms und Speyer ist als Weltkulturerbe anerkannt worden. Das Welterbe-Komitee der Unesco stimmte am Dienstag einem entsprechenden Antrag zu. Bestandteil der Welterbestätten sind die alten Friedhöfe in Mainz und Worms, die Wormser Synagoge und der Speyerer Judenhof mit seinem mittelalterlichen Ritualbad. Unmittelbar zuvor war der Niedergermanische Limes in Deutschland und den Niederlanden in die Welterbe-Liste aufgenommen worden. Damit gibt es fortan 50 Welterbestätten auf deutschem Boden.
Die „SchUM“-Stätten sind das erste jüdische Welterbe in Deutschland. Im Mittelalter hatten sich die Juden aus den drei Städten am Rhein zum Bund der „SchUM“-Gemeinden zusammengeschlossen, der seinen Namen von den Anfangsbuchstaben der hebräischen Städtenamen von Speyer (Schpira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza) erhalten hatte. Die „SchUM“-Gemeinden gelten als Wiege der mitteleuropäischen jüdischen Kultur.
„Die drei jüdischen Gemeinden waren Anziehungspunkt für Gelehrte aus nah und fern, sie brachten richtungsweisende Reformen auf den Weg und setzten architektonische Maßstäbe“, erklärte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. Viele Erinnerungen an die einst reiche jüdische Geschichte der drei Städte wurden allerdings bei judenfeindlichen Pogromen, Kriegen oder während der NS-Diktatur zerstört.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, die Denkmäler der „SchUM“-Städte seien mehr als steinerne Zeitzeugen: „Sie stehen auch für den Kulturtransfer zwischen Christentum und Judentum und mahnen uns, dies als gemeinsame große Chance zu sehen.“
Der ebenfalls am Dienstag als Weltkulturerbe anerkannte Niedergermanische Limes aus der Römerzeit setzt sich aus 44 Teilabschnitten zusammen und reicht vom niederländischen Katwijk bis ins rheinland-pfälzische Remagen. Die Überreste der Legionslager und Kastelle, Häfen, Aquädukte und Tempel seien für das Verständnis des Lebens am Limes von unschätzbarem Wert, erklärte die Unesco.
Derzeit stehen auf der Liste des Unesco-Welterbes mehr als 1.100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Bereits am Samstag waren unter anderem das Jugendstilensemble Mathildenhöhe in Darmstadt und elf historisch bedeutsame europäische Kurorte, darunter Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen, neu in die Welterbeliste aufgenommen worden.
Insgesamt lagen dem Welterbe-Komitee fünf Bewerbungen mit deutscher Beteiligung vor, über die bei der bis zum 31. Juli laufenden Sitzung entschieden werden sollte. Noch aus steht auch die Entscheidung über den Donaulimes, der von Deutschland, Österreich und der Slowakei vorgeschlagen worden war. Das Welterbe-Komitee setzte am Montag bei seiner Tagung eine Arbeitsgruppe ein, die den Antrag bewerten soll. Fragen hatte aufgeworfen, welche Konsequenzen es hat, dass nur noch drei Länder hinter dem Vorhaben stehen. An einer früheren Nominierung hatte sich noch Ungarn beteiligt.