Rom (epd). Bei einem Bootsunglück sind vor der libyschen Küste mindestens 57 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern seien mindestens 20 Frauen und 2 Kinder, berichtete die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Montagabend unter Berufung auf Überlebende auf Twitter. Diese seien von Fischern und Einsatzkräften der libyschen Küstenwache an Land gebracht worden. Das Flüchtlingsboot war vor der östlich von Tripolis gelegenen Hafenstadt Al-Khums gekentert.
Die Zahl der Menschen, die seit Jahresbeginn auf der zentralen Mittelmeerroute ums Leben kamen, stieg mit dem Unglück nach Angaben der IOM auf 980. Im vergangenen Jahr seien es im gleichen Zeitraum rund 270 gewesen. Gleichzeitig wurden demnach seit Januar 18.000 Flüchtlinge zurück nach Libyen gebracht, wo ihnen in Haftlagern Folter und Misshandlungen drohten. Vor diesem Hintergrund bekräftigte die IOM ihre Forderung nach mehr Schiffen für Rettungseinsätze im südlichen Mittelmeer.
Die italienischen Behörden hoben unterdessen die Blockade des von „Ärzte ohne Grenzen“ betriebenen Seenotrettungsschiffs „Geo Barents“ auf. Wegen technischer Mängel war es Anfang des Monats beschlagnahmt worden, nachdem es gerettete Flüchtlinge in den Hafen von Augusta in Sizilien gebracht hatte. Hilfsorganisationen prangern Blockaden ihrer Schiffe durch die italienischen Behörden als Kriminalisierung der Seenotrettung an.