Berlin (epd). Das Mitglied des Deutschen Ethikrates, Andreas Lob-Hüdepohl, lehnt eine Impfpflicht derzeit ab. Wegen der derzeitigen Impfbereitschaft sei sie noch nicht erforderlich, um eine Herdenimmunität zu erreichen, sagte der Berliner Moraltheologe am Dienstag im RBB-Inforadio. Lob-Hüdepohl lehnte auch Einschränkungen für Nicht-Geimpfte ab. Für solche Sanktionen müsste es eine gesetzlich geregelte Impfpflicht geben. Ansonsten seien solche Maßnahmen nur denkbar, wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse gebe.
Derzeit gingen Immunologen davon aus, dass eine negative Testung eine ähnlich vergleichbare Sicherheit biete wie die doppelte Impfung und eine Genesung. Deshalb könnten getestete Ungeimpfte nicht ausgeschlossen werden, „nur dann, wenn ich zeige, dass es eine große Differenz in den Sicherheitslagen gibt“. Und dann sei es durchaus legitim, „denn es gibt ja für alle ein Impfangebot“. Das sei der Unterschied zur Lage vor drei oder vier Monaten, sagte Lob-Hüdepohl.
Derzeit sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) fast 61 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 49,4 Prozent haben den vollständigen Schutz, für den bei den meisten Vakzinen eine zweite Impfung notwendig ist. Die sogenannte Herdenimmunität setzt nach Schätzung des RKI eine Impfquote von mehr als 80 Prozent voraus.