Hamburg (epd). Nach der Hochwasserkatastrophe in Teilen Deutschlands fordert die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ die Politik zu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen den Klimawandel auf. „Die Klimakrise ist hier, und sie ist unübersehbar“, sagte Klimaaktivistin Luisa Neubauer am Freitag in Hamburg. Das Hochwasser habe gezeigt, „wie verletzlich wir sind, wenn Wohlstand, der über Jahrzehnte angesammelt worden ist, innerhalb weniger Stunden die Straße runterfließt“. Die Ignoranz in der Klimapolitik angesichts dieser Schäden und dieses Leids sei unvorstellbar.
Das Hochwasser könne jetzt auch eine Chance für eine Aufbruchsstimmung und einen ökologisch-sozialen Umbau der Gesellschaft sein, sagte Claudia Kemfert, Wirtschaftswissenschaftlerin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Klimawandel koste die Volkswirtschaft Milliarden, Klimaschutz könne dieses Geld einsparen: „Jeder Euro, den wir jetzt investieren, spart 15 Euro Klimaschäden ein.“
Mit einem Konjunkturprogramm von 90 Milliarden Euro jedes Jahr könne man schon einen Großteil der Emissionssenkungen erreichen, zu denen sich Deutschland verpflichtet habe. Ein Kohleausstieg sei bis 2030 möglich, bis 2040 außerdem der Ausstieg aus Öl und Gas. Kemfert forderte weiter, beim Wiederaufbau und der Sanierung der zerstörten Häuser beispielsweise keine Öl- oder Gasheizungen mehr einzubauen sowie die Gebäude energetisch zu sanieren.
Angesichts der Hochwasserkatastrophe zeige die Politik Führungsschwäche und Ahnungslosigkeit, sagte Jonas Wischnewski, Mitglied bei „Fridays for Future“ in Bonn und selbst Betroffener der Überschwemmungen. Es brauche jetzt schnell konkrete Maßnahmen von der Politik. Annika Rittmann, Sprecherin von „Fridays for Future“ Hamburg, zeigte sich enttäuscht von der Union und dern Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU). Es gelte jetzt, bei der Bundestagswahl im Herbst mitzuentscheiden über die Zukunft des Landes.
Bei bundesweiten Solidaritätsdemonstrationen am Freitag wollte die Klimaschutzbewegung auch Spenden für die Flutopfer sammeln und in betroffenen Regionen bei Aufräumarbeiten helfen. Außerdem sollte es eine Schweigeminute für die Opfer der Unwetterkatastrophe geben.