Schuld, Adenau (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) haben am Sonntag das Unwettergebiet im Nordwesten von Rheinland-Pfalz besucht. Merkel zeigte sich anschließend im zwölf Kilometer entfernten Adenau tief betroffen von den „fast surrealen“ Zerstörungen in Schuld, aber auch „tief beeindruckt von der überwältigenden Hilfsbereitschaft“ in der Region. „Wir stehen an Ihrer Seite, Bund und Land werden gemeinsam handeln“, betonte die Kanzlerin.
Schon am Mittwoch werde in Berlin ein Soforthilfeprogramm in dreistelliger Millionenhöhe auf den Weg gebracht, kündigte Merkel an. Für den Wiederaufbau von Wohnhäusern, Straßen, Brücken, Wasser- und Abwassersystemen und Telekommunikation brauche es hingegen noch einen „langen Atem“, sagte sie. Außerdem müssten künftig Natur- und Klimaschutz stärker in den Blick genommen werden. Ende August werde sie die Region noch einmal besuchen, um sich über den Fortschritt des Wiederaufbaus zu informieren, kündigte die Regierungschefin an.
Ministerpräsidentin Dreyer dankte der Kanzlerin für ihren Besuch im Katastrophengebiet und den vielen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz. Auch den Landwirten mit ihren Treckern, den zahlreichen Freiwilligen aus ganz Deutschland und den vielen privaten und Firmenspendern dankte sie. Den Angehörigen der 112 Toten drückte sie ihr tiefes Mitgefühl aus. Außerdem erinnerte sie an die rund 30 Vermissten, die 670 Verletzten in den Krankenhäusern und die vielen traumatisierten Menschen. „Unser Land ist erschüttert“, sagte Dreyer.
Die Menschen in Rheinland-Pfalz lebten an Rhein, Mosel, Lahn, Ahr oder Nahe mit Hochwasser, „aber so eine Katastrophe hat das Land noch nicht gesehen“, sagte die Ministerpräsidentin. In den vergangenen 25 Jahren seien mehr als 1,5 Milliarden Euro in den Klimaschutz investiert worden. Das reiche aber nicht. „Künftig müssen wir noch mehr tun“, betonte sie.
Begleitet wurden Merkel und Dreyer bei ihrem Besuch in Schuld von den rheinland-pfälzischen Ministern Roger Lewentz (SPD, Innen), Anne Spiegel (Grüne, Klimaschutz) und Daniela Schmitt (FDP, Wirtschaft). Sie sprachen mit Einsatzkräften von Polizei, Bundeswehr, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Rettungsdiensten.
Der Adenauer Bürgermeister Guido Nisius lobte die große Solidarität in der Unwetter-Region. Die Menschen stünden dicht an dicht zusammen. „Wir schwätze nit, sondern packen an.“ Am meisten gebraucht werde Hilfe bei der Trinkwasserversorgung, der Beseitigung der Abwässer und der Müllberge.
Der Landkreis Ahrweiler war in der Nacht zum Donnerstag besonders stark von Überschwemmungen getroffen worden. Besonders schlimm erwischte es Schuld an der Ahr mit seinen knapp 700 Einwohnern. Mindestens sechs Häuser wurden von Schlammlawinen niedergerissen, die Hauptstraße und eine Brücke wurden teilweise zerstört.