Augsburg (epd). Der Chefökonom des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen, Arif Husain, fordert die Industrieländer in der Corona-Pandemie zur Solidarität auf. In einer globalisierten, verbundenen Welt müsse man „die Probleme der anderen zu unseren eigenen machen - weil sie es sind“, sagte Husain der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag). Dies gelte gerade auch im Kampf gegen Corona: „Solange wir die Krankheit nicht auf der ganzen Welt besiegt haben, ist niemand sicher.“
Husain sagte, nach der dritten, vierten Welle wisse man, „dass sich die Mutationen nicht aufhalten lassen“. Deshalb dürften die Regierungen reicher Nationen die Entwicklungsländer bei der Verteilung der Vakzine nicht vergessen, erläuterte der Ökonom: „Wer Impfstoffe an ärmere Länder abgibt, tut dies nicht nur für die Menschen dort, sondern auch für seine eigene Bevölkerung und für die eigene Wirtschaft.“ Ein solcher „Wandel in der Denkweise“ sei nicht nur beim Thema Corona nötig.
Husain verwies darauf, dass durch den wachsenden Hunger auf der Welt auch die Gefahr sozialer Unruhen und damit steigender Flüchtlingszahlen zunehme. Er erinnerte an den arabischen Frühling, der unter anderem ausgelöst wurde, weil sich ein Mann in Tunesien selbst angezündet hatte. Diese habe das Essen auf dem Markt nicht mehr bezahlen können, sagte Husain.