Umweltstiftung: Deutscher Wald von Klimakrise bedroht

Umweltstiftung: Deutscher Wald von Klimakrise bedroht
Eine der größten Umweltstiftungen in Europa sieht die Wälder in Gefahr. Massive Dürreschäden zeigten, dass die Klimakrise in Deutschland angekommen sei, sagt Generalsekretär Bonde - und fordert Gegenmaßnahmen.

Osnabrück (epd). Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Alexander Bonde, hat vor den Auswirkungen eines vierten Dürrejahres in Folge gewarnt. „Der Wald könnte zum ersten Opfer der Klimakrise werden“, sagte Bonde am Mittwoch in Osnabrück. „Wir müssen den Klimawandel viel entschlossener und schneller stoppen.“ Die Ökosystemleistungen des Waldes von Kohlenstoffspeicherung über Holz und Biodiversität bis zur Sauerstoffproduktion seien unentbehrlich für den Klimaschutz. Doch die Bestände im Land seien zum Teil desolatem Zustand.

Rund 2,5 Prozent der 11,4 Millionen Hektar Wald sind Bonde zufolge bereits abgestorben. Das sei eine Fläche von 400.000 Fußballfeldern. Auf den übrigen Flächen seien vier Fünftel der Bäume geschädigt. „Die Klimakrise ist in Deutschland angekommen“, betonte der Generalsekretär bei der Vorstellung des Jahresbilanz einer der größten Umweltstiftungen Europas. Die Dürre-Folgen der Vorjahre seien längst nicht behoben, Bodenwasserspeicher kaum gefüllt. „Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern herrscht wegen extremer Dürre sprichwörtlich Alarmstufe Rot“, erklärte Bonde. Selbst in Regionen mit hohen Niederschlägen im Frühjahr habe sich die Lage beim Grundwasser nicht erholt.

Der Generalsekretär plädierte für eine nachhaltigere Holzwirtschaft, die mehr Vielfalt zulasse, und für mehr wilde Wälder. Die DBU fördere entsprechende Projekte etwa zur Wiedervernässung von Waldmooren. Laut Susanne Belting, Leiterin der Tochtergesellschaft DBU Naturerbe, sollten auch abgestorbene und durch Sturm geschädigte Wälder möglichst nicht wiederaufgeforstet, sondern der Naturverjüngung überlassen werden. Die DBU-Naturerbe ist bundesweit mit mehr als 50.000 Hektar einer der größten privaten Waldbesitzer in Deutschland.

Ein Schlüssel für Wege aus der Klimakrise ist laut Bonde die erweiterte Kreislaufwirtschaft oder „circular economy“. Die DBU werde verstärkt entsprechende Projekte etwa im Bereich Mode oder seltene Erden fördern: „Materialkreisläufe sind Klimaretter. Sie sparen Treibhausgas-Emissionen und Rohstoffe.“ Mehr als die Hälfte der globalen Treibhausgas-Emissionen ließen sich derzeit auf den Abbau und die Bearbeitung von Rohstoffen zurückführen.

Der Abteilungsleiter Umweltforschung und Naturschutz, Maximilian Hempel, erklärte, Kreislaufwirtschaft beinhalte sowohl nachhaltiges Produktdesign und Müllvermeidung als auch das Wiederverwenden, Teilen und Reparieren von Produkten. Dabei spiele das Verhalten der Verbraucher eine entscheidende Rolle. Er sehe in diesem Bereich ein enormes Marktpotential, das Wertschöpfung ermögliche und Arbeitsplätze schaffe.

Finanziell sieht sich die DBU trotz eines turbulenten Kapitalmarktes in einer stabilen Lage. Seine Abteilung habe die Kapitalanlagen breit gestreut und setze vermehrt auf nachhaltige Investments, erläuterte Finanzchef Michael Dittrich. So sei die Fördersumme zum fünften Mal in Folge auf 58,3 Millionen Euro im vergangene Jahr gestiegen. Auch in den kommenden Jahren werde die Stiftung ihr angestrebtes Fördermittelvolumen von 55 bis 60 Millionen Euro beibehalten beibehalten können.