Frankfurt a.M. (epd). Die Besatzung der „Ocean Viking“ hat weitere Geflohene aus Seenot im Mittelmeer gerettet und versorgt nun insgesamt 572 Menschen an Bord. In der Nacht seien weitere 369 Flüchtlinge in der libyschen Rettungszone aus einem Holzboot an Bord genommen worden, teilte die Rettungsorganisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, am Montag mit. Der Einsatz habe über fünf Stunden gedauert, das Boot habe die ganze Zeit gedroht zu kentern. Es war die die sechste Rettung innerhalb von sechs Tagen.
Laut der Organisation Alarm Phone, die eine Notrufnummer für Menschen auf der Flucht betreibt, sind derweil womöglich etwa 40 Menschen vor der Küste Tunesiens ertrunken. Ein Boot mit mehr als 120 Menschen an Bord sei von Libyen aus in See gestochen und vor der Küste der tunesischen Stadt Zarzis gekentert. Dutzende Insassen würden vermisst. Nach Berichten der tunesischen Nachrichtenagentur TAP wurden 84 Geflohene gerettet. Sie stammten vorwiegend aus dem Sudan, aus Eritrea und Bangladesch.
Das Bündnis „Seebrücke“ betonte, die Situation im Mittelmeer sei dramatisch, und forderte erneut sichere Fluchtwege. Das Mittelmeer ist eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 866 Menschen gestorben, beim Versuch auf diesem Weg nach Europa zu gelangen.
Die „Ocean Viking“ hatte am Sonntag 71 Menschen in der maltesischen Rettungszone aus einem Holzboot in Seenot gerettet. Sie hätten an Erschöpfung gelitten, da sie weder Wasser noch Lebensmittel bei sich hatten. Vier Gerettete hätten deshalb liegend evakuiert werden müssen. Davor hatte die Besatzung 67 Menschen von einem überfüllten Holzboot ebenfalls in der maltesischen Rettungszone an Bord geholt.