Düsseldorf (epd). Intensivmediziner haben sich für die Beibehaltung von Impfzentren ausgesprochen. Deutschland benötige ein nochmal gesteigertes Impftempo, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). Es komme jetzt auf jeden vollständig Geimpften an, um der Delta-Variante möglichst wenig Angriffsfläche zu geben. „Fünf Prozent mehr oder weniger Geimpfte machen für eine eventuelle vierte Welle enorm viel aus.“
Die Impfzentren würden auch künftig gebraucht, betonte der Mediziner. Von einer Abschaffung rate er ab. „Im Gegenteil: Wir müssen Impfungen in sozialen Brennpunkten mit mobilen Impfteams verstärken.“
Um die Folgen der Delta-Ausbreitung besser abschätzen zu können, forderte Karagiannidis zudem eine Abkehr vom Fokus auf die Inzidenzwerte, die Neuinfektionen auf 100.000 Menschen in den vergangenen sieben Tagen beziffern. Mit steigender Impfquote sei der Inzidenzwert allein weniger aussagekräftig, um die potenzielle Gefahr für das Gesundheitssystem messen zu können, sagte er und plädierte für eine erweiterte Messdatenpalette.
„Wir rechnen damit, dass die Inzidenzwerte im Herbst, wie in England aktuell schon der Fall, stärker steigen werden als die Zahl der Intensivpatienten“, sagte der Kölner Intensivmediziner. „Welche Gefahr die Delta-Variante aber für jüngere Menschen birgt, lässt sich im Moment noch nicht abschließend sagen.“