Rom (epd). Der Weltärztebund, die Bundesärztekammer und die Päpstliche Akademie für das Leben haben die internationale Gemeinschaft aufgefordert, armen Ländern Zugang zu Impfstoffen zu gewähren. Gleichzeitig müsse sie gegen eine durch Fake-News, neue Mythen und Desinformation geschürte Impfzurückhaltung in Industrieländern vorgehen, heißt es in einem am Freitag im Vatikan veröffentlichten gemeinsamen Appell. Die Corona-Pandemie habe ungleichen Zugang zu Impfstoffen und Impfnationalismus deutlich gemacht, hieß es darin zum Abschluss einer Konferenz über Vakzine.
Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, bezeichnete es als moralische Pflicht, die „schreiende Ungerechtigkeit“ des ungleichen Zugangs zu Impfstoffen so rasch wie möglich zu überwinden. Entwicklungsländer verfügten weder über die nötige Technologie, um eigene Vakzine zu entwickeln, noch über die Mittel, diese in reichen Produktionsländern zu erwerben.
Während Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke in Entwicklungsländern für Impfstoffe um Hilfe bäten, gebe es anderswo wissenschaftlich nicht begründeten Widerstand gegen Impfungen, beklagte Montgomery. Impfungen dienten jedoch nicht nur dem einzelnen, sondern schützten die Gemeinschaft. Daher müssten sich Wissenschaftler mit gesellschaftlichen Multiplikatoren wie Religionsgemeinschaften gemeinsam für Aufklärung einsetzen.
Impfskepsis sei eine komplexe Thematik, heißt es in dem Appell. Die Zurückhaltung in benachteiligten Gruppen beruhe teilweise auf historischen Ungerechtigkeiten, Vertrauensbrüchen bei medizinischer Forschung, negativen Erfahrungen im Gesundheitswesen und Misstrauen gegenüber profitorientierten Pharmafirmen. Eine wesentlich schädlichere Art der Impfskepsis werde jedoch durch haltlose und irreführende Behauptungen und Mythen zum Beispiel über vermeintliche Nebenwirkungen in sozialen Netzwerken befördert. Erschwerend komme hinzu, dass selbst in der Ärzteschaft und in einigen religiösen Gruppen Impfskepsis zu verzeichnen sei.