Münster (epd). Bischof Felix Genn aus Münster wünscht sich von der katholischen Kirche mehr Aufgeschlossenheit und Güte gegenüber homosexuellen Menschen. Dass sich Menschen durch das erneute Nein aus Rom zur Segnung homosexueller Paare verletzt fühlten, könne er sehr gut verstehen, sagte Genn der Online-Zeitung „Kirche + Leben“ des Bistums Münster. Der Bischof kritisierte die Kommunikation des Vatikans in dem Fall. Es stelle sich die Grundfrage, wie die Kirche mit Menschen umgehe. „Das gilt grundsätzlich, aber noch einmal besonders mit Blick auf homosexuelle Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte durch Äußerungen der Kirche verletzt wurden“, erklärte Genn.
Nach Ansicht des Bischofs ist eine Entschuldigung gegenüber homosexuellen Menschen überfällig. Schon bei der Familiensynode 2014 und 2015 im Vatikan sei aus deutschsprachigen Gruppen ein Text mir einer entsprechenden Forderung eingebracht worden, erzählte er. „Darin wird vorgeschlagen, dass sich die Verantwortlichen der Kirche entschuldigen und sagen, dass der Umgang der Kirche mit homosexuellen Menschen und mit dem so intimen Bereich der Sexualität viele Menschen sehr verletzt hat.“ Dieser Text sei damals jedoch nicht in das Abschlussdokument aufgenommen worden. „Er ist aber - soviel ich weiß - Thema beim Synodalen Weg. Ich würde mich freuen, wenn wir darüber sprechen könnten.“
Homosexuelle Menschen im pastoralen Dienst riet Genn davon ab, ihre Partnerschaften heimlich zu leben. „Ich plädiere dafür, offen mit den Wirklichkeiten umzugehen“, sagte der leitende Theologe von rund 1,8 Millionen Katholikinnen und Katholiken. Er erwarte von seinen Mitarbeitenden Ehrlichkeit. „Und eine solche Ehrlichkeit wird niemandem schaden.“ Er versuche immer, gerecht mit solchen Situationen umzugehen, betonte der Bischof.