Berlin (epd). Der vatikanische Chefdiplomat Pietro Parolin hat an die Einheit der Kirche appelliert. Bei seinem Besuch in Berlin sagte er in einer Messe am Dienstagabend, es sei ein bleibender Auftrag der Kirche, an der Einheit zu arbeiten. Zuvor war der Kardinalstaatssekretär mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammengetroffen. Anlass des Besuchs ist das 100-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und Deutschland. Das Jubiläum war bereits im vergangenen Jahr. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Besuch auf dieses Jahr verschoben.
Bei der Messe in der Berliner St.-Johannes-Basilika warnte Parolin laut Predigtmanuskript vor Alleingängen einzelner Teile der katholischen Weltkirche. „Es ist in der Tat wichtig, sich wieder auf eine Einheit zu besinnen, die nicht von der Zustimmung zu gemeinsamen Visionen und Orientierungen abhängt, wie in der Politik üblich, sondern von der theologisch-spirituellen Verwurzelung in Gott“, sagte die Nummer zwei des Vatikans nach Papst Franziskus in Gegenwart von Vertretern der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, darunter der Vorsitzende Georg Bätzing.
Anwesend waren auch der vatikanische Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, Kardinal Reinhard Marx als Erzbischof von München und Freising, der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki und der Berliner Erzbischof Heiner Koch.
Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich mitten in einem Reformdialog, der von Bischöfen und Laien angestoßen wurde, um Lehren aus dem Missbrauchsskandal zu ziehen. Aus dem Vatikan kam in der Vergangenheit immer wieder Kritik am deutschen Vorgehen. Zuletzt hatte Papst Franziskus Bätzing jedoch Unterstützung für die Reformbemühungen zugesichert.