Glyphosat-Verbot ab 2024: Maßnahmenpaket zu Insektenschutz gebilligt

Glyphosat-Verbot ab 2024: Maßnahmenpaket zu Insektenschutz gebilligt
Bienen oder Schmetterlinge sind vor allem wegen der industriellen Landwirtschaft massiv bedroht. Neue Regelungen sollen das Insektensterben künftig reduzieren. Die letzte Hürde überwunden hat das Glyphosat-Verbot.

Berlin (epd). Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat darf ab 2024 in Deutschland nicht mehr verwendet werden. Der Bundesrat stimmte am Freitag in Berlin einer Änderung in der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung zu, wonach die Nutzung des umstrittenen Totalherbizids zunächst stark eingeschränkt und zum Jahresende 2023 ganz beendet wird. Das Pflanzengift gefährdet die sogenannte Ackerbegleitflora, wozu zum Beispiel Mohn oder Kornblumen gehören. Damit ist auch Lebensgrundlage vieler Insekten bedroht.

Bundestag und Bundesrat machten in den letzten Sitzungstagen vor der Sommerpause den Weg frei für eine Reihe von Maßnahmen gegen das Insektensterben. So wurde der gesetzlichen Schutz von Biotopen ausgeweitet und ein Mindestabstand zu Gewässern für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln beschlossen. Auch der Einsatz von insektenschädlichen Holzschutzmitteln wird in vielen Schutzgebieten eingeschränkt. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte bei einer Rede im Bundesrat, Insekten seien „Bestäuber, natürliche Müllabfuhr und Gesundheitsdienst“. Durch den Insektenschwund gingen diese wichtigen Leistungen verloren. Der Erhalt der Artenvielfalt sei deshalb genauso Teil der Zukunftssicherung wie der Klimaschutz.

Die Lichtverschmutzung soll künftig reduziert werden, indem beispielsweise Straßenlampen schrittweise ersetzt werden, die die Orientierung von nachtaktiven Insekten, Vögeln oder Fledermäusen stören. Hier gibt es den sogenannten Staubsaugereffekt: Insekten werden von dem Kunstlicht angelockt und verenden.

Der gesetzlichen Schutz von Biotopen wird so ausgeweitet, dass auch artenreiches Grünland, Streuobstwiesen, Steinriegel und Trockenmauern einbezogen werden, die Insekten, Reptilien und Pflanzen Lebensraum bieten.

Industrielle Landwirtschaft, die Versiegelung von Böden, die Lichtverschmutzung und andere Einflüsse sorgen für große Verluste bei Insekten- und Vogelarten. Bei den Schmetterlingen und anderen Insektenarten, die auf blütenreiche Wiesen und Weiden angewiesen sind, sind 70 Prozent gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Von 560 Bienenarten ist die Hälfte auf der Roten Liste. Starke Verluste gibt es auch bei Vogelarten, die in Agrarlandschaften leben.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nannte die Maßnahmen einen „ersten Schritt im Insektenschutz“. Der Vorsitzende Olaf Bandt erklärte jedoch, dass auch in Zukunft „nur ein verschwindend geringer Teil des Agrarlands von einem Pestizidverbot betroffen sein“ werde.