Genf (epd). Papst Franziskus hat eine Überwindung der herrschenden „Wegwerfphilosophie“ in Wirtschaft und Gesellschaft gefordert. Vielmehr müssten die Menschen eine neue „Solidaritätskultur“ zum Wohle aller aufbauen, forderte Franziskus am Donnerstag per Video auf dem Weltarbeitsgipfel in Genf. US-Präsident Joe Biden hingegen unterstrich in einer Botschaft die wirtschaftliche Stärke von Demokratien.
Der Papst kritisierte, dass Menschen andere Menschen als Wegwerfobjekte missbrauchten. Das Gesetz des Stärksten, der den Schwächsten auffrisst, dürfe keine Gültigkeit mehr haben. Die Corona-Pandemie habe die Schutzbedürftigsten am Schlimmsten getroffen, hielt das Oberhaupt der katholischen Kirche fest.
Der Papst verwies auf Geringqualifizierte, Tagelöhner, Wanderarbeiter, Migranten und Flüchtlinge, die keine Rechte hätten und von sozialen Schutzsystemen ausgeschlossen seien. Sie müssten gefährliche, dreckige und herablassende Arbeit verrichten. Gleichzeitig seien das Streben nach Gewinn und blinde Konsumwut die Triebfedern der Gesellschaft.
Franziskus verlangte, dass in einer Kultur der Solidarität die „zerstörerische“ Auswirkung des Geldes aufgehoben werden müsse. Die Fürsorge müsse ein zentrales Element der Wirtschaft sein. So solle es es eine Fürsorge für die Schwachen aber auch für die Schöpfung geben. Den kommenden Generationen müsse eine nachhaltige Zukunft gesichert werden.
Bei der Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation erklärte US-Präsident Biden, dass demokratische Systeme in der Lage seien, die Volkswirtschaften nach der Corona-Krise wieder aufzubauen. Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte müssten gestärkt und Löhne erhöht werden. Diejenigen, die für Zwangs- oder Kinderarbeit verantwortlich seien, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Autokraten könnten keine robusten Volkswirtschaften für alle Menschen errichten.