München (epd). Der bayerische Liedermacher Konstantin Wecker (74) träumt von einer herrschaftsfreien Welt. „Wir sind seit tausenden Jahren von malignen, narzisstischen Herrschern besetzt. Von Caligula bis Trump: Wieso hat es sich die Menschheit immer gefallen lassen, beherrscht zu werden?“, führte Wecker im Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstagsausgabe) aus.
„Wir haben doch alles vernichtet, was uns am Leben erhält. Wir machen die Tier- wie die Pflanzenwelt kaputt. Wir vernichten, anstatt aufzubauen“, kritisierte Wecker. Das habe alles mit „diesen Herrschaftsstrukturen zu tun, die uns auch zum zerstörerischen Immer-Mehr und zur Konkurrenz treiben“. Dem allem stehe sein „naiver Wunsch nach Utopia“ entgegen. „Und ich stehe zu meiner Naivität.“
Auch mit Europa hadert der Liedermacher aktuell. Was derzeit mit Geflüchteten passiere, sei eine Katastrophe. „Ich gehöre zu den ganz wenigen glücklichen Menschen der Weltgeschichte, die in ihren über 70 Jahren selbst keinen einzigen Krieg erlebt haben.“ Aber die Kriege, „die wir nicht erleben mussten“, würden trotzdem in die Welt getragen, auch von Europa aus, betonte Wecker. Als Grund nannte er auch die deutschen Waffenlieferungen.
In dem Interview ging Wecker auch auf sein eigenes Leben ein: Man müsse sich etwa mit dem Alter versöhnen. „Das ist in unserer Gesellschaft sehr schwer: Stille einkehren zu lassen. Das wäre die Aufgabe des Alters.“ Auch das Scheitern sei ein wesentlicher Teil des Lebens. Die Kunst liege darin, es anzunehmen. „Es nicht immer wieder zu schieben auf die anderen oder die Verhältnisse. Nur wenn man sich letztlich als verantwortlich für sein eigenes Scheitern begreift, kann man daraus lernen und wachsen.“