Berlin (epd). Bis Ende September soll ein großer Teil der Corona-Impfzentren geschlossen werden. Aber eine einheitliche Regelung der Bundesländer ist dabei nicht in Sicht, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Gesundheitsministerien ergab. Mehrere Länder sind offenbar skeptisch und wollen bei Bedarf ausgewählte Impfzentren weiter offen lassen. Das könnte auch mit der Erkenntnis zu tun haben, dass erst knapp ein Viertel der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bereits vollständig geimpft ist. 47,5 Prozent haben ihre erste Impfung bekommen.
„Noch sind die Impfzentren ein wichtiger Bestandteil der Impfkampagne“, betonte das Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage. Die Gesundheitsministerkonferenz habe im März beschlossen, dass der Bund den Betrieb der Impfzentren bis mindestens zum 30. September 2021 finanziert: „Das ist der Stand der Dinge.“ Die Länder kennen den Termin, an dem die Förderung ausläuft, schon länger. Und doch prüfen die meisten Länder noch ihr weiteres Vorgehen.
Hessen hatte jüngst als erstes Bundesland bekanntgegeben: Ende September ist Schluss mit dem Spritzensetzen in den 28 Impfstraßen. „Impfungen werden dann weiterhin in der ärztlichen Regelversorgung in Arztpraxen und durch Betriebsärzte erfolgen“, so das zuständige Ministerium.
In Berlin rechnet man damit, dass im August über 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger eine Erstimpfung haben. „Vor diesem Hintergrund werden die Impfzentren schrittweise geschlossen, das letzte zum 30. September“, heißt es. Aber: Sollte es Erkenntnisse geben, die den Weiterbetrieb der Einrichtung nötig erscheinen lassen, so könne ein Impfzentrum auch weiter betrieben werden.
Aus Bayern ist zu hören, dass die Frage nach einer möglichen Fortsetzung der Immunisierung in den Impfstraßen noch „Gegenstand der Abstimmungen von Bund und Ländern ist“. Eine Entscheidung sei aktuell nicht abzusehen. Das hänge von vielen Faktoren ab, etwa dem Impffortschritt und der möglichen Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen. Das Gesundheitsministerium in Schleswig-Holstein äußert sich ähnlich: „Das weitere Vorgehen wird die Gesundheitsministerkonferenz in den kommenden Wochen beraten.“
Die angedachten Endtermine sind unterschiedlich. Das Hamburger Impfzentrum in den Messehallen soll bis mindestens August in Betrieb sein. Nach derzeitigem Stand laufen die Impfzentren in Baden-Württemberg bis zum 15. August. In Sachsen werden sie dagegen nur bis mindestens Ende Juli offen sein. Das Landeskabinett wolle sich voraussichtlich in der kommenden Woche erneut mit dem Thema befassen, so das Sozialministerium.
Bremen, das drei Impfzentren betreibt, schließt eines schon Ende Juni. Das sei aber von Beginn an so geplant gewesen, heißt es im Gesundheitssenat: „Zur Schließung der anderen Impfzentren gibt es keine konkreten Pläne. Aktuell planen wir, wie wir uns in den kommenden Monaten aufstellen werden.“
In Niedersachsen wird die Frage, wann die Impfzentren ihren Betrieb einstellen können, „vom Verlauf der Impfkampagne über den Sommer und den entsprechenden Bund-Länder-Beratungen abhängig sein“. Derzeit befänden sich noch viele Bürger auf den Wartelisten der Impfzentren. „Wir werden in den nächsten Wochen sehr genau beobachten, welche Strukturen wir in Zukunft brauchen, um eine möglichst hohe Impfquote erreichen zu können“, sagte ein Sprecher.
In Brandenburg werden 14 Impfzentren betrieben, von denen elf unter der Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg stehen. „Der Vertrag zwischen der KVBB und dem Gesundheitsministerium endet mit Ablauf des 31. Juli“, sagte ein Sprecher. Ob einzelne Impfzentren danach in kommunale Trägerschaft übergehen, kläre derzeit das Gesundheitsministerium.
In Rheinland-Pfalz ist ein Ende der Impfzentren noch nicht terminiert. Das Mainzer Gesundheitsministerium teilte mit: „Aus Sicht unseres Hauses sind die Impfzentren ein wichtiger und bewährter Baustein der Impfstrategie, den wir - auch mit Blick auf noch kommende Herausforderungen wie mögliche Auffrischungsimpfungen - nicht ohne Not frühzeitig aufgeben wollen.“ Bevor diese Struktur abgeschafft werde, müsse klar sein, wie die Impfkampagne ohne diesen Baustein möglichst effektiv fortgesetzt werden könne.
In Nordrhein-Westfalen sieht man sich derzeit nicht in der Lage, zum Thema Auskunft zu geben. Das gleiche gilt für Thüringen und das Saarland.