Kontroverse Debatte über Corona-Impfungen für Kinder

Kontroverse Debatte über Corona-Impfungen für Kinder
Familienministerin für gezieltes Vorgehen bei Vorerkrankungen
Mit der Aufhebung der Priorisierung wird von Montag an die Impfung gegen Covid-19 auch für junge Menschen möglich. Familienministerin Lambrecht spricht sich für eine gezielte Impfung von Kindern mit Vorerkrankungen aus. Ärzte sind sich skeptisch.

Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) hat sich für eine gezielte Corona-Impfung von Kindern mit Vorerkrankungen ausgesprochen. Auch bei Kindern und Jugendlichen könnten gesundheitliche Risiken oder Vorerkrankungen vorliegen, sagte Lambrecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) mahnte jedoch zur Geduld: Wegen des knappen Impfstoffes könnten zunächst kaum Kinder geimpft werden.

Lambrecht erklärte, wenn ein sicherer Impfstoff für Kinder zugelassen und verfügbar sei, könne er einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten. „Ärztinnen und Ärzte können hierbei am besten beurteilen und beraten, für wen eine Impfung am dringlichsten ist.“ Wichtig sei es, dass Eltern und ihre Kinder gemeinsam mit Ärzten eine verantwortungsbewusste und freiwillige Entscheidung treffen könnten. Zudem sollten die Impfungen der Betreuer und Lehrkräfte weiter vorangetrieben werden, um so zum Schutz der Kinder in Bildungseinrichtungen beizutragen.

Der BVKJ kritisierte angesichts der knappen Impfdosen das Ende der Impfpriorisierung ab Montag. Diese sei zwar auf dem Papier aufgehoben, nun finde sie aber im Wartezimmer statt, sagte die BVKJ-Vorsitzende in der Region Nordrhein, Christiane Thiele, der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Montag). So lange es nicht genug Impfstoff gebe, würden viele Kinder- und Jugendärzte die Risikogruppen impfen. Angesichts der aktuellen Engpässe sei es ein Fehler, bereits jetzt die Priorisierung jetzt aufzuheben.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, kritisierte, dass die Politik den Anschein erweckt habe, „dass auch Kindern und Jugendlichen bereits ab kommendem Montag die Möglichkeit eines Impfangebots unterbreitet werden könne, obwohl es seitens der Ständigen Impfkommission keine generelle Impfempfehlung dazu gibt“. Bei vielen Menschen sei zudem der falsche Eindruck entstanden sei, sie könnten sich sofort impfen lassen, sagte Gassen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag).

Die Virologin und Regierungsberaterin Melanie Brinkmann forderte angesichts der Knappheit der Impfstoffe, zuerst die Erwachsenen zu impfen. „Die bisherigen Studien zu den Kinderimpfungen sind relativ klein, und die Datenlage ist daher noch nicht eindeutig“, sagte das Beiratsmitglied der Gesellschaft für Virologie der „Rheinischen Post“ (Samstag).

Am Montag wird die Impfpriorisierung bundesweit aufgehoben. Nach der Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren können Eltern nun Impftermine für Teenager ausmachen. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission für Impfungen von Kindern ab zwölf Jahren gibt es jedoch bislang nicht.