München (epd). Viel Stress, wenig Bewegung: Fast jeder zweite Deutsche hat einer neuer Studie zufolge seit Beginn der Corona-Pandemie zugenommen, im Durchschnitt 5,6 Kilo. Schuld daran seien seelische Belastung und fehlende Bewegung, erklärte Studienmacher Hans Hauner, Direktor des Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) und Professor für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München (TUM), im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Besonders zugelegt haben die 30- bis 44-Jährigen sowie Menschen, die ohnehin schon übergewichtig waren.
Grund für die „Corona-Pfunde“ sind laut der deutschlandweiten Studie, die das EKFZ mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat und die am Mittwoch in München präsentiert wurde, deutlich veränderte Tagesabläufe sowie seelische Belastung. „Wir wissen schon lange, dass Menschen unter Stress weniger auf ihr Essen achten“, sagte Hauner. Ein Drittel der Befragten gab an, „mehr zu essen, oft auch spontan und dann häufig “ungünstige" Lebensmittel oder Mahlzeiten. Zudem habe sich mindestens jeder Zweite weniger bewegt.
Befragte mit Adipositas, also mit einem Body-Maß-Index (BMI) von über 30, legten der Befragung zufolge durchschnittlich 7,2 Kilogramm zu. „Somit liegt ein Teufelskreis aus dem Zusammenspiel von Corona- und Adipositas-Pandemie vor“, sagte Hauner. Adipositas gilt als zentraler Risikofaktor für eine Infektion mit Corona-Viren und führt häufig zu schweren Verläufen.
Da das geänderte Ess- und Bewegungsverhalten vor allem durch die Pandemie bedingt war, hoffen die Wissenschaftler, dass sich vieles nach Corona wieder einpendelt. Der Ernährungswissenschaftler rät zu reichlich Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, fettreduzierten Milchprodukten und wenig Fleisch, Süßwaren und Fastfood. Außerdem sollten sich die Menschen bewegen, „also Radfahren, flott spazieren gehen oder in den Bergen wandern, wann immer sich die Gelegenheit bietet“.