Rom (epd). Das private Rettungsschiff „Aita Mari“ hat in der Nacht auf Dienstag mit 50 geretteten Flüchtlingen den Hafen von Augusta in Sizilien erreicht. Die italienischen Behörden hatten dem Schiff, das von der spanischen Hilfsorganisation Salvamento Maritimo Humanitario betrieben wird, am Montag eine Anlandungserlaubnis gegeben. Vier Tage mussten die Geretteten, darunter vier Minderjährige, auf der „Aita Mari“ ausharren. Die Geretteten waren demnach mit einem Boot von Libyen aus gestartet und in Seenot geraten.
Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi äußerte unterdes die Hoffnung auf eine politische Stabilisierung Libyens, die zum Jahresende in Neuwahlen münden soll. Nach einem Treffen in Rom mit dem Chef der libyschen Übergangsregierung, Ministerpräsident Abdul Hamid Dbeibah, betonte er am Montagabend, es sei eine „moralische Pflicht aber auch im Interesse Libyens, die Rechte von Flüchtlingen und Migranten zu garantieren“. Neben Abkommen über die Beteiligung italienischer Unternehmen am Wiederaufbau des Landes sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit vor allem bei der Ausbeutung von Erdöl und Erdgas beriet die libysche Delegation in Rom mit Regierungs- und Wirtschaftsvertretern über Migration.
Italien unterstützt die libysche Küstenwache, die Bootsflüchtlinge zurück nach Libyen bringt, finanziell und durch Ausbildung. Die Küstenwache, die zu weiten Teilen aus Milizionären besteht, wird für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. Die Internationalen Organisation für Migration (IOM) kritisiert immer wieder die Zusammenarbeit von EU-Ländern mit Libyen beim Thema Migration, da Flüchtlinge in dortigen Haftlagern unter unmenschlichen Bedingungen leben müssen und Opfer von Gewalt werden.
Das Mittelmeer ist eine der gefährlichsten Fluchtrouten. Laut der IOM starben seit Jahresbeginn 773 Menschen beim Versuch auf diesem Weg nach Europa zu gelangen.