Frankfurt a.M. (epd). Die frühere Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, mahnt eine gesellschaftliche und politische Kraftanstrengung an, um die Bildungschancen benachteiligter Kinder zu verbessern. Infolge von Corona-Pandemie und mangelnder Digitalisierung hätten sich Ungerechtigkeiten zugespitzt, schrieb Schwaetzer in einem Beitrag für das evangelische Magazin „chrismon“ (Juni-Ausgabe). Gesellschaft und Wirtschaft könnten es sich aber nicht leisten, Kinder zurückzulassen. „Davon hängt auch unser aller Zukunft ab“, betonte sie.
Das Versprechen auf Chancengleichheit, das zentral sei für die Gesellschaft und ihren demokratischen Zusammenhalt, werde nicht eingelöst, kritisierte die ehemalige FDP-Politikerin. „Hier braucht es eine große Kraftanstrengung von staatlicher Seite, um Kitas und Schulen endlich so auszugestalten und auszustatten, dass alle Kinder wenigstens dort die annähernd gleichen Möglichkeiten haben“, erklärte die 79-Jährige, die Anfang Mai aus dem Präsesamt ausgeschieden ist.
Angesichts der Lockdown-Folgen für Kinder und Jugendliche warb Schwaetzer zudem um Unterstützung der Jungen durch die Älteren. „Dass Kinder und Jugendliche zu Hause bleiben, um nicht nur sich selbst, sondern vor allem die anderen zu schützen, ist ein großer Solidarbeitrag“, schrieb die ehemalige Bundesministerin. Nun sollten auch die Älteren sich solidarisch zeigen. Gerade diejenigen, die nicht mehr im Beruf stehen, könnten helfen, Defizite auszugleichen, die durch den Lockdown entstanden sind.
Als Beispiele für solidarisches Engagement nannte Schwaetzer Lesebegleitung, kostenlose Nachhilfestunden und Unterstützung beim Homeschooling. „Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt“, unterstrich sie.