Berlin (epd). In der Debatte um Impfungen für Jugendliche gegen das Coronavirus rät die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zum Abwarten. Aktuell gebe es für die Gruppe der über Zwölfjährigen noch keinen zugelassenen Impfstoff, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA werde bald erwartet, danach setze sich die Ständige Impfkommission damit auseinander. „Grundsätzlich ist bei Impfungen von Kindern ein differenzierterer Maßstab als bei Erwachsenen anzulegen“, betonte sie.
Bund und Länder wollten im Laufe des Donnerstags über das künftige Vorgehen beim Impfen gegen das Coronavirus beraten. Dabei soll es unter anderem um Impfungen von Kindern und Jugendlichen sowie um mögliche Auffrischungsimpfungen gehen.
Der Chef des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken, sprach sich gegen eine allgemeine Corona-Impfung für Kinder aus. „BioNTech-Impfstoff wird auch den Sommer über knapp sein, und die Verteilung des Impfstoffs sollte erstmal nach medizinischen Kriterien erfolgen“, sagte Funken der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Das Impfen der Erwachsenen gegen das Coronavirus müsse deshalb weiterhin oberste Priorität haben. Kinder und Jugendliche wiesen keine schweren Verläufe bei einer Corona-Erkrankung auf.
Die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken drückte dagegen aufs Tempo. „Wenn sichergestellt ist, dass die Impfstoffe ausreichende Wirksamkeit haben und keine schweren Nebenwirkungen auftreten“, plädiere sie dafür, Kindern über zwölf Jahren und allen Eltern „zügig“ ein Impfangebot zu machen, sagte sie den Funke-Zeitungen. „Kinder und Jugendliche haben jetzt weit über ein Jahr auf vieles verzichten müssen und leiden besonders unter den Einschränkungen in der Pandemie.“ Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse nun handeln und für ausreichend Impfstoff sorgen.
Für schnelle Schüler-Impfungen warb auch der Deutsche Landkreistag. „Voraussetzung dafür ist, dass genügend Impfstoff vorhanden ist“, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager den Funke-Zeitungen. Er räumte ein, dass bislang die Mengen dafür nicht überall ausreichten.