Gießen (epd). Das derzeitige Artensterben übertrifft einer Studie zufolge jenes am Ende der Kreidezeit, als die Dinosaurier ausgelöscht wurden. „Es kann Millionen von Jahren dauern, die Schäden rückgängig zu machen, die jetzt in Jahrzehnten bis Jahrhunderten angerichtet werden“, sagte der Hauptautor Thomas A. Neubauer vom Gießener Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie am Freitag laut einer Mitteilung der Universität Gießen.
Das internationale Forscherteam unter Federführung der Universität Gießen verglich das derzeitige Artensterben, das auch als sechstes Massensterben bezeichnet werde, mit dem vorherigen fünften Massensterben: Vor 66 Millionen Jahren wurden durch einen Asteroideneinschlag etwa 76 Prozent aller Arten auf dem Planeten ausgelöscht, einschließlich der Dinosaurier. Das Forscherteam konzentrierte sich in seiner Studie auf Süßwasser-Lebewesen und sammelte einen großen Datensatz mit rund 3.400 fossilen und lebenden Schneckenarten Europas aus den vergangenen 200 Millionen Jahren.
Das Ergebnis: Im Durchschnitt sei die vorhergesagte Aussterberate etwa tausend Mal so hoch wie während des Aussterbens der Dinosaurier, erklärte die Universität. „Bereits im Jahr 2120 ist möglicherweise ein Drittel der lebenden Süßwasserarten verschwunden“, sagte Neubauer.
Die Wissenschaftler gewannen laut Universität eine weitere Erkenntnis: Nach dem Asteroideneinschlag auf der Halbinsel Yucatán in Mexico dauerte es fast zwölf Millionen Jahre, bis das Gleichgewicht zwischen dem Entstehen und Verschwinden von Arten wiederhergestellt war.