Das Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ hat mehr als 400 Flüchtlinge und Migranten, darunter 150 Minderjährige, in den Hafen von Pozzallo auf Sizilien gebracht. Die Ausschiffung sei von rassistischen Kommentaren der behördlichen Einsatzkräfte vor Ort begleitet gewesen, teilte die Regensburger Organisation Sea-Eye am Freitag mit.
„Hier werden keine verhältnismäßigen und menschenwürdigen Maßnahmen ergriffen“, kritisierte der Einsatzleiter des Schiffs, Jan Ribbeck. Einem acht Monate alten Baby und Kleinkindern seien unter Schreien Nasenabstriche abgenommen worden. „Die EU-Staaten behandeln Schutzsuchende zunehmend brutaler und schikanieren jene, die ihnen helfen wollen“, sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler.
Die Hilfsorganisation kritisierte überdies, dass die Geretteten durch die Wahl des Ausschiffungshafens Pozzallo weitere zwei Nächte auf den Stahlböden des Schiffs verbringen mussten. Das Schiff hatte am Mittwoch die Gewässer vor der sizilianischen Hauptstadt Palermo erreicht. Dessen Bürgermeister Leoluca Orlando hatte den italienischen Behörden angeboten, die geretteten Migrantinnen und Migranten in seinem Hafen zu empfangen. Am Mittwochabend wiesen die italienischen Behörden dem Rettungsschiff den Hafen Pozzallo zu. Wenige Stunden zuvor war ein Syrer wegen eines schweren Herzleidens von einem Boot der Küstenwache nach Palermo gebracht worden.
Die Flüchtlinge und Migranten an Bord der „Sea-Eye 4“ waren in den vergangenen Tagen bei sechs Einsätzen im Mittelmeer gerettet worden, nachdem sie bei der Fahrt von Afrika nach Europa in Seenot geraten waren. Es war der erste Rettungseinsatz des neuen Schiffes „Sea-Eye 4“. Wie auch die „Sea-Watch 4“ der gleichnamigen Organisation wird die „Sea-Eye 4“ vom Bündnis United4Rescue unterstützt, das unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen wird.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sind seit Beginn des Jahres mindestens 743 Migrantinnen und Migranten bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ums Leben gekommen.