Hannover (epd). Das Kultusministerium in Niedersachsen hat den Vorschlag der Kirchen für einen gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterricht begrüßt. „Wir werden den anstehenden Diskurs interessiert verfolgen und uns konstruktiv einbringen“, sagte ein Sprecher von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Donnerstag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Einer Intensivierung dieser Kooperation zwischen den Konfessionen beim Religionsunterricht steht das Land Niedersachsen offen gegenüber.“
Die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer im Land hatten am Mittwoch ein neues und in dieser Form bundesweit einmaliges Modell für den Religionsunterricht präsentiert. Dabei sollen evangelische und katholische Schüler grundsätzlich gemeinsam unterrichtet und nicht mehr nach Konfessionen aufgeteilt werden.
Damit reagieren die Kirchen auf eine veränderte Zusammensetzung der Schülerschaft. In der Vergangenheit hatte es immer wieder organisatorische Probleme gegeben, weil es zu wenig Schülerinnen und Schüler einer Konfession oder zu wenig Lehrkräfte gab. Im Alltag wird deshalb inzwischen häufig bereits ein konfessionell-kooperativer Religionsunterricht angeboten, bei dem katholische Schüler am evangelischen Unterricht teilnehmen und umgekehrt. Dieses Modell soll nach dem Willen der Kirchen künftig ausgebaut werden.
„Der Religionsunterricht hat in Niedersachsen einen sehr hohen Stellenwert im Bildungssystem“, unterstrich der Sprecher des Kultusministeriums. Deshalb werde sich das Ministerium „gerne im Sinne eines hochwertigen Religionsunterrichts“ an dem Beratungsprozess beteiligen.
Der Diskussionsprozess zwischen staatlichen Stellen, Lehrkräften und Kirchen sowie mit Schülern, Eltern und Ausbildungsstätten soll bis Mai 2022 laufen. Zum Schuljahr 2023/24 könnte das neue Fach dann erstmals als benotetes und abiturfähiges Pflichtfach angeboten werden und an öffentlichen Schulen und Privatschulen den bisherigen evangelischen oder katholischen Religionsunterricht ersetzen.