Markus Munzinger steht auf seiner Wiese in Burgstetten bei Backnang. Vier seiner Bienenstöcke sind dort aufgestellt. Seit vier Jahren ist Munzinger Hobbyimker - und seither im Bienenfieber: "Anfangs musste ich aufpassen, dass ich vor lauter Begeisterung nicht nur noch über Bienen rede", sagt er mit einem Lachen.
Das merkte wohl auch sein Arbeitgeber, die württembergische Landeskirche, bei deren Missionarischen Diensten Munzinger Referent für Hauskreisarbeit und für Freiluftgottesdienste, die "Kirche im Grünen", ist. Und so durfte er sein Hobby auch ein wenig zum Beruf machen, und ist damit seit letztem Jahr wohl der erste "Bienenmissionar" Deutschlands: Er bietet Bienenführungen an, und fährt mit seiner sogenannten "Schaubeute" und einem kleinen Bienenvolk in Kirchengemeinden. Hinter einem Glas ist eine Brutwabe zu sehen, Bienen wuseln hin und her - das komplexe und faszinierende Leben eines Bienenvolks präsentiert sich wie in einem Schaufenster. "Ich bringe den Menschen die Bienen nahe, und gleichzeitig lernen die Menschen durch die Bienen etwas über Gott", so der Diakon.
Wetterextreme machen Insekten zu schaffen
Durch die Bienen hat Munzinger einen ganz anderen Blick auf die Schöpfung bekommen, stellt er fest. So schaue er, seitdem er Imker ist, ganz aktiv danach, wo es für seine zehn Völker mit rund 500.000 Bienen Nektar gibt.
Der Klimawandel macht vor den Bienen nicht Halt: Wegen zunehmender Wetterextreme geraten die Blühphasen im Frühling durcheinander, was eine Phase mit einem Überangebot an Blüten zur Folge hat, der eine anschließende Nahrungsknappheit folgt. Das ist auch für die Wildbienen schlecht, von denen rund 30 Prozent auf die spezielle Blüte einer oder mehrerer Pflanzenarten angewiesen sind. Laut dem Nabu Baden-Württemberg sind bereits fast ein Drittel der Wildbienen vom Aussterben bedroht - auch ein Grund, weshalb Munzinger sich privat im Verein Blühflächeninitiative Backnang dafür einsetzt, landwirtschaftliche Flächen in Insektenparadiese umzuwandeln.
So wird eine Königin draus
Der Diakon zieht aus der Bienenbehausung, der Beute, einen Rahmen heraus, der mit Waben gefüllt ist. Mit einem Griff packt er die Bienenkönigin. Ein lautes Summen setzt ein. "Wenn die Königin weg ist, sind die Bienen traurig", erklärt Munzinger den Grundschulkindern, die ihn gerade besuchen und fasziniert auf die große Biene starren.
Er erzählt, dass aus einer normalen Bienenlarve eine Bienenkönigin werden kann, wenn sie mit dem Königinnenfuttersaft, dem Gelée Royal, gefüttert wird. "Wenn die Königin in der Nähe ist, fühlen sich die Bienen sicher und wohl", sagt Munzinger und zieht eine Parallele zu den Menschen, die Geborgenheit und Sicherheit in Gottes Nähe finden könnten.
Bibel "süßer als Honig"
Zum Schluss der Führung gibt es noch eine Verkostung der eigenen Honigsorten, darunter auch ein Waldtannenhonig, den Munzinger dadurch erhalten hat, dass er einige seiner Bienen dafür extra in den Schwarzwald chauffiert hat. Auch interessant: selbst bei Bienenvölkern, die auf der gleichen Wiese stehen, kann der Honig unterschiedlich schmecken, da die Bienen verschiedene Blüten anfliegen. Der Beter aus Psalm 119 bezeichnet die Bibel als Gottes Wort, das "süßer als Honig" ist, erklärt der Diakon. Damit seien die Worte Gottes für den Psalmendichter der Inbegriff von etwas Gutem und Wertvollen.
Der Imker streckt einen Teelöffel Honig seinen Besuchern entgegen: "Soviel produziert eine Biene in ihrem gesamten Leben", erklärt er. Und sagt zu den Kindern gewandt: "Denkt beim nächsten Honigbrot daran und staunt über die Leistung der Bienen und über den Schöpfer, der sie erschuf."