Gesellschaftlicher Zusammenhalt, globale Verantwortung und Glauben sollen auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt am Main im Zentrum stehen. Vor der Eröffnung warben die evangelische Präsidentin Bettina Limperg und der katholische Präsident Thomas Sternberg für Solidarität und neues Vertrauen in die Demokratie. Sorgenvoll blickten sie auf den Gewaltausbruch in Israel. Er hoffe, dass sich der Konflikt nicht ausweite, sagte Sternberg.
Der ÖKT findet vom 13. bis 16. Mai aufgrund der Corona-Pandemie dezentral und weitgehend im Internet statt. Unter dem biblischen Leitwort "schaut hin" sind rund 100 digitale Veranstaltungen geplant. Sie werden von mehr als 300 Aktionen und Gottesdiensten in ganz Deutschland begleitet. Das Programm auf der Internetseite www.oekt.de ist frei zugänglich. Die einzigen Veranstaltungen, die mit Teilnehmern stattfinden, sind die konfessionellen Gottesdienste mit Mahlfeiern am Samstagabend und der Abschlussgottesdienst am Sonntag.
Gespräche und Ermutigung
"Endlich geht es los! Wir sind überzeugt: Gerade jetzt ist der 3. ÖKT als Kirchentag von höchster Relevanz", sagte Limperg. Das Leitwort sei auch ein Leitwort für die Krise. "Wir wollen hinschauen: Dahin, wo es weh tut, dahin, wo wir heilen können und dahin, wo wir handeln können." Der ÖKT kreise nicht um sich selbst, sondern sei eine "lebenswichtige Veranstaltung" für viele Menschen, die Gespräche und Ermutigung suchten.
Laut Sternberg will der ÖKT dazu beitragen, der Gesellschaft aus der aktuellen Krise zu helfen: "Es gibt viel zu besprechen - und viel zu verteidigen in diesen Zeiten: die Demokratie an sich, die Notwendigkeit von Solidarität und die Relevanz der Religion in der säkularen Gesellschaft und für jede und jeden Einzelnen."
Schritte der Annäherung
Dass ein ÖKT auch Zeugnis vom Stand der Ökumene in Theologie und gelebtem Alltag gibt, werde vor allem am Samstagabend mit den vier konfessionellen Gottesdiensten deutlich werden, die ökumenisch sensibel inklusive Eucharistie und Abendmahl gefeiert würden, sagte Sternberg.
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Die beiden leitenden Geistlichen der Gastgeberkirchen bezeichneten die gemeinsamen Mahlfeiern als wichtigen Schritt der Annäherung. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sprach von einem "wirklichen ökumenischen Fortschritt und einem Paradigmenwechsel".
Der Limburger Bischof und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte: "Wir heißen die Christinnen und Christen anderer Konfessionen vorbehaltlos willkommen." Zwar werde man weiter über das Trennende zwischen den Konfessionen reden, um es zu überwinden. Doch markierten die vier Gottesdienste Schritte, die die Kirchen aufeinander zu gehen.
Nach den Angaben von ÖKT-Finanzvorstand Stephan Menzel kostet der weitgehend digitale Kirchentag rund 18 Millionen Euro, etwa ein Drittel weniger als ursprünglich geplant. Finanziell unterstützt wird er von den evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau und von Kurhessen-Waldeck, den katholischen Bistümern Limburg, Fulda und Mainz, dem Bund, dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt. Der ÖKT wird gemeinsam veranstaltet vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken.