Verbände wollen bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne
Hinweis: Zusammenfassung 1500, neu: ver.di, DHPV, DKG, Paritätischer
Teaser: Nicht erst seit der Corona-Pandemie rumort es in der Pflegebranche. Schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung treiben die Fachkräfte aus dem Job - eine Gefahr für die Gesundheitsversorgung. Fachverbände mahnen dringend Reformen an.
Berlin (epd). Zum Tag der Pflege am Mittwoch fordern Fach- und Sozialverbände eine höhere Wertschätzung des Pflegeberufs und eine bessere Bezahlung der Beschäftigten. Die Gewerkschaft ver.di rief zu Protesten an Seniorenheimen und Kliniken auf. Es herrsche große Erbitterung darüber, dass die versprochenen Verbesserungen bei Löhnen und Arbeitsbedingungen noch nicht auf den Weg gebracht worden seien, heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag.
„Die Beschäftigten in der Pflege haben es satt, mit leeren Versprechungen hingehalten und mit Scheinlösungen abgespeist zu werden“, sagte ver.di-Vorstand Sylvia Bühler: „Doch auch zum Ende seiner Amtszeit weigert sich der Bundesgesundheitsminister, längst überfällige verbindliche und bedarfsgerechte Personalvorgaben auf den Weg zu bringen.“
"Wir brauchen endlich eine überzeugende Pflegereform, die den Namen verdient und den aktuellen Problemen auch gerecht wird”, sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Ziel müsse es sein, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die Bezahlung der Fachkräfte merklich zu erhöhen und die Eigenanteile in der Heimbetreuung zu deckeln.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) kritisierte, dass die Pflegekräfte nicht erst seit der Corona-Krise mit vielen Problemen im Alltag zu kämpfen hätten. „Wir müssen dafür sorgen, dass nicht noch mehr Kolleginnen den Beruf verlassen, weil sie mit ihren traumatischen Erfahrungen in der Pandemie alleingelassen werden“, sagte Präsidentin Christel Bienstein. Man müsse aus den Erfahrungen mit der Pandemie lernen, um die Gesundheitssysteme zukunftsfähig, gerecht und krisenfest aufzustellen.
Vordringlich ist aus Sicht von Diakonie und Caritas, dem akuten Personalmangel in der Pflege entgegen zu wirken. Dafür müsse vor allem in die Ausbildungskapazitäten und verbesserte Arbeitsbedingungen investiert werden. „Pflegekräfte brauchen ausreichend Kolleginnen und Kollegen an ihrer Seite, verlässliche Dienstpläne und gesunderhaltende Arbeitsbedingungen. Dazu zählt auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, unterstrichen die kirchlichen Wohlfahrtsverbände.
„Personalmangel und Zeitnot lassen im Moment schon die grundlegende Pflege an ihre Grenzen stoßen, eine kontinuierliche palliativpflegerische Versorgung ist noch schwieriger“, sagte der Chef des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV), Winfried Hardinghaus. „Damit diese aber in den Pflegeeinrichtungen sichergestellt werden kann, braucht es rechtliche Vorgaben zur Anzahl entsprechend qualifizierter Fachkräfte - Stichwort Fachkraftquote.“
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden teilte mit, dass die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste für vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in Krankenhäusern und Heimen sind in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Drittel gestiegen seien. Danach verdienten vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in Krankenhäusern, wie Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger, im Jahr 2020 brutto 32,9 Prozent mehr als noch 2010.
Die Bruttomonatsverdienste von Fachkräften in Altenheimen stiegen den Angaben zufolge im selben Zeitraum im gleichen Umfang (plus 32,8 Prozent), bei Fachkräften in Pflegeheimen fiel der Anstieg mit 38,6 Prozent noch etwas höher aus. In allen drei Gruppen erhöhten sich die Verdienste in den vergangenen zehn Jahren deutlich stärker als in der Gesamtwirtschaft (Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen) mit 21,2 Prozent.
„Die Zahlen zeigen eine deutliche Tendenz. Arbeit in der Daseinsvorsorge muss sich lohnen. Wir sind hier wirklich auf dem richtigen Weg. Jetzt heißt es: dranbleiben“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krankenhausverbandes, Gerald Gaß. Zwar hätten die Kliniken im Vorjahr 18.500 neue Stellen in der Pflege besetzt, doch blieben weiterhin viele Arbeitsplätze unbesetzt, weil nicht genügend Pflegekräfte auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden.