Osnabrück, Berlin (epd). Der Sozialverband Deutschland (SoVD) warnt vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich. In den vergangenen fünf Jahren sei die Gruppe der Armen gewachsen und zugleich der Anteil der Reichen, sagte Verbandspräsident Adolf Bauer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). „Die Mitte ist geschrumpft. Für immer mehr Menschen wird die Lage prekär, während ein anderer Teil noch reicher geworden ist“, sagte Bauer.
Die Bundesregierung will nach eigenen Angaben in diesem Monat dem Bundestag den Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht vorstellen. Der SoVD-Präsident befürchtet „eine weitere Spaltung der Gesellschaft, wenn die Zahl derer wächst, die staatliche Unterstützung benötigen, und gleichzeitig auf der anderen Seite wenige einen immer größeren Anteil des Vermögens besitzen“. Das werde zu Spannungen führen.
„Die Regierung müsste schon jetzt Hilfen für die Zeit der Überbrückung nach der Pandemie in Aussicht stellen“, forderte Bauer. „Wir brauchen nach dieser Krise mehr Sozialstaat und auf keinen Fall weniger. Man wird gezwungen sein, die Steuern für Besserverdienende zu erhöhen.“
Bauer wirft der Bundesregierung vor, nicht rechtzeitig erkannt zu haben, dass ärmere Menschen stärker von der Pandemie betroffen sind. Jetzt müsse dort, wo viele Menschen mit Migrationshintergrund lebten, mit mehr Personal dafür gesorgt werden, dass diese besonders gefährdeten Gruppen geimpft würden.