"Die EKD ist für einen Betroffenenbeirat noch nicht bereit", heißt es in einer am 10. Mai verbreiteten Erklärung von vier Missbrauchsbetroffenen, die bereits vor längerer Zeit aus dem Beirat ausgetreten sind. Darin werfen sie der EKD vor, grundlegende Fragen zur Aufarbeitung und Bekämpfung von Missbrauch nicht geklärt zu haben. Der Beirat "sollte eine Kirche beratend begleiten, die weiß, was sie will, und die bereit ist, sich mit allen Konsequenzen auf den Weg zu machen", heißt in in der Erklärung.
Mittel müssen aufgestockt werden
Die vier Unterzeichner schlagen darin vor, dass die EKD "für dringliche Fachfragen und Projekte, die die Expertise von Betroffenen erfordert", Experten projektgebunden und auf Honorarbasis engagieren sollte. Sie fordern darüber hinaus aber auch eine deutliche Aufstockung von Mitteln und Ressourcen zur Bekämpfung von Missbrauch in der evangelischen Kirche. Dazu zählen sie "eine Führungspersönlichkeit mit Lenkungskompetenz", die sich hauptamtlich darum kümmern soll, dass die EKD "übergriffige Menschen" in ihren Reihen nicht duldet, Visionen entwickelt und Strategien umsetzt.
Die EKD hatte zur Umsetzung eines Elf-Punkte-Plans gegen Missbrauch in der Kirche einen Beauftragtenrat berufen, dem leitende Geistliche und Kirchenjuristen angehören. Als Gegenüber sollte der Betroffenenbeirat das Gremium beraten und sicherstellen, dass die Belange von Opfern bei Beschlüssen berücksichtigt werden.
Die ehrenamtlichen Mitglieder des Betroffenenbeirats wurden im September berufen. Bereits im März waren Mitglieder mit Kritik an die Öffentlichkeit getreten. Sie beklagten, dass sie vom Beauftragtenrat nicht ausreichend und rechtzeitig informiert und insgesamt nicht auf Augenhöhe behandelt würden. Fünf der zwölf Mitglieder des Beirats waren bis zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Gremium zurückgetreten. Am Abend soll bei einer Sitzung entschieden werden, ob der Betroffenenbeirat in seiner verbliebenen Zusammensetzung aufgelöst wird.