Hannover (epd). Bei der Frühjahrstagung der evangelischen Kirche sind erste Personalentscheidungen gefallen. Der hannoversche Jurist Matthias Kannengießer (52) ist neuer Präsident der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Der 61Jahre alte hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung wurde zu Beginn einer sechsjährigen Amtsperiode zum neuen Vorsitzenden der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) gewählt.
Kannengießer ist seit sieben Jahren Präsident der Synode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Er wurde ohne Gegenkandidaten gewählt und folgt auf den emeritierten Hamburger Professor für Erziehungswissenschaften, Wilfried Hartmann (79), der die Generalsynode seit 2009 geleitet hatte und nicht erneut kandidierte. Zur 1. Vizepräsidentin wählten die Delegierten der VELKD die Braunschweiger Pröpstin Martina Helmer-Pham Xuan, zum 2. Vizepräsidenten den Münchner Pfarrer Norbert Roth.
Die VELKD ist ein Zusammenschluss aus sieben lutherischen Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Generalsynode der VELKD tagt im Verbund mit der Synode der EKD, ebenso die Vollkonferenz der UEK. Alle Beratungen und Wahlen erfolgen wegen der Corona-Pandemie digital. Am Samstag wird entschieden, wer der scheidenden EKD-Synodenpräses Irmgard Schwaetzer an der Spitze des Kirchenparlaments folgt.
Die Vollkonferenz der UEK entschied sich bei ihrer Konstituierung am Freitag dafür, dass der bisherige 1. Stellvertreter Jung künftig den Vorsitz übernehmen soll. Auch seine Wahl erfolgte ohne Gegenkandidaten. Vorgänger war der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad, der nach seinem Eintritt in den Ruhestand nicht mehr für das UEK-Spitzenamt zur Verfügung stand.
Neue 1. Stellvertretende Vorsitzende ist Dorothee Wüst, die Nachfolgerin Schads an der Spitze der pfälzischen Landeskirche. Zum 2. Stellvertretenden Vorsitzenden wählte die Vollkonferenz Jan Lemke, der am 1. Juli als Präsident die Leitung des Landeskirchenamtes der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland übernimmt. Zur UEK gehören innerhalb der 20 evangelischen Landeskirchen unter dem Dach der EKD zwölf Mitglieds- und drei Gastkirchen.
Thema bei der Vollkonferenz war auch eine mögliche strukturelle Veränderung des Gremiums. Angesichts der prognostizierten Kirchenentwicklung bis 2060 und der finanziellen Einschnitte durch die pandemiebedingten Einnahmenrückgänge sei ein „tiefgreifender Strategieentwicklungsprozess“ notwendig, sagte Schad in seinem letzten Bericht vor der Vollkonferenz. Die neue Amtsperiode solle genutzt werden, um die UEK weiter in die EKD zu integrieren und „damit ihrem Gründungsgedanken Folge zu leisten“.
Der neu gewählte Vorsitzende Jung betonte, er stehe für diesen Kurs. Es sei vorgesehen, sich zukünftig als ein Konvent in der Kirchenkonferenz der EKD zu organisieren, sagte Jung nach Ende der Vollkonferenz vor Journalisten. Dabei würden die theologische und liturgische Arbeit weiterhin die zentralen Aufgabenfelder der UEK darstellen. „So viel Theologie wie möglich, so wenig wie Organisation wie nötig“, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident.