Göttingen (epd). Niedrige Löhne und unsichere Perspektiven prägen nach Ansicht Göttinger Wissenschaftler die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen vieler Flüchtlinge. Die Bereitschaft vieler Geflüchteter, eine Erwerbsarbeit aufzunehmen, sei hoch, sagte Peter Birke vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) am Montag. Zugleich seien Geflüchtete jedoch vor allem in Branchen mit problematischen Arbeitsbedingungen beschäftigt, in denen im Schnitt niedrige Löhne und Gehälter gezahlt würden.
Die Forscher hatten die Arbeitsbedingungen von Flüchtlingen in der Fleischindustrie, im Online-Versandhandel, im Gesundheitswesen sowie in der der Metall- und Elektroindustrie untersucht. Die Interviewten hätten von einer mehrfachen Prekarität berichtet, sagte Birke: „Eine oft unsichere Aufenthaltssituation wird durch prekäre Arbeits-, Unterbringungs- und Lebensverhältnisse ergänzt.“ Der Gesetzgeber habe zu dieser Entwicklung beigetragen, indem er den legalen Aufenthalt an eine umfassende Arbeitsbereitschaft von Geflüchteten geknüpft habe. Auf dieser Grundlage entstehe ein Zielkonflikt zwischen Spracherwerb, Ausbildung und Erwerbsarbeit für die Betroffenen.
„Bei vielen der von uns interviewten Geflüchteten handelt es sich um hochqualifizierte Personen“, sagte Projektmitarbeiter Thomas Stieber. Sie gingen jedoch Tätigkeiten nach, die bestenfalls als angelernt gälten. Das weise darauf hin, dass eine Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Kenntnissen nur mit einem hohen Zeitaufwand und viel Geduld zu erreichen sei.