Dresden (epd). Der gebürtige Freiburger Markus Engelhardt (59) wird künftig in der Dresdner Frauenkirche predigen. Am Samstag trat er sein neues Amt als Frauenkirchenpfarrer an. Die feierliche Einführung findet am 9. Mai statt. Der Gottesdienst - coronabedingt nur im kleinen Kreis - wird per Livestream aus der Frauenkirche übertragen.
Der 59-Jährige Engelhardt hatte sich in einem zweiten Auswahlverfahren durchgesetzt. Als erster Pfarrer der Frauenkirche ist er auch einer der Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche Dresden. Zuvor war er seit 2007 Stadtdekan in Freiburg.
Zu seinen neuen Aufgaben gehört, die Frauenkirche als Ort gesellschaftspolitischer Diskurse und der Friedens- und Versöhnungsarbeit weiter zu schärfen. „Kirche muss heute am Markt präsent sein, muss sich neben vielen anderen Stimmen und weltanschaulichen Anbietern behaupten und darf sich nicht in ihren eigenen Wellnessbereich zurückziehen“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Dienstantritt.
An Citykirchen wie der Dresdner Frauenkirche sei dies eine besondere Herausforderung, aber auch eine Chance. Es habe ihn gereizt, an einer Kirche zu arbeiten, die mitten in einer Stadt steht, die überwiegend atheistisch geprägt ist. Er wolle eine Sprache finden, die von der herkömmlichen Kirchensprache abweicht und auch von Nichtchristen verstanden wird, sagte Engelhardt.
Zudem müsse darüber nachgedacht werden, wie sich die Stiftung Frauenkirche für die Zukunft aufstellen will. In den ersten 15 Jahren habe die Kirche am Dresdner Neumarkt stark von dem Narrativ ihrer Historie gelebt, von der Erzählung über ihre Zerstörung und den erfolgreichen Wiederaufbau. Jetzt gelte es aber aufzupassen, dass dies nicht „einen Zug ins Museale bekommt“, sondern die Kirche ein lebendiger Ort bleibt.
Klar äußerte sich der evangelische Theologe auch zu regelmäßigen, zum Teil antidemokratischen Demonstrationen auf dem Dresdner Neumarkt, dem Platz vor der Kirche: „Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass zum Beispiel 'Pegida' zum Aufmarsch ruft und antidemokratische Parolen verbreitet und die Frauenkirche liefert für die selbst ernannten 'Retter des Abendlandes' dazu das passende Motiv.“
Da müssten schon bestimmte Zeichen gesetzt werden, sagte Engelhardt. Welche das sein könnten, müsse diskutiert werden. „Es kann auf jeden Fall nicht sein, dass die Frauenkirche und ihre Verantwortlichen passiv danebenstehen“, sagte er. Die wiederaufgebaute und 2005 geweihte Kirche am Neumarkt besuchen jährlich rund zwei Millionen Menschen.
Engelhardt wuchs in Heidelberg auf, studierte Theologie in Bern, Erlangen und Tübingen. Er ist der Sohn des früheren Bischofs der badischen Landeskirche und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Klaus Engelhardt.
Die Stelle des ersten Frauenkirchenpfarrers war nach dem Wechsel von Sebastian Feydt nach Leipzig vakant. In einem ersten Verfahren wurde kein geeigneter Bewerber gefunden. Feydt ist seit Ende August 2020 Superintendent des Kirchenbezirkes Leipzig. Die zweite Pfarrstelle an der Dresdner Frauenkirche hat Angelika Behnke inne.