Bremen (epd). Auch im Kampf gegen das Coronavirus dürfen die Grundrechte nach Auffassung des Publizisten und Juristen Heribert Prantl nur nach sorgfältiger Prüfung eingeschränkt werden. Belastungen müssten gerecht verteilt werden, forderte Prantl am Samstag in einem ökumenischen Gottesdienst zum 1. Mai in der Bremer Liebfrauenkirche. Sie könnten nicht einseitig den Einzelhändlern, den Gastwirten, den Kulturschaffenden und den Jugendlichen auferlegt werden. „Es geht um die gerechte Verteilung gesellschaftlich geschuldeter Solidarität“, führte Prantl in einer Kanzelrede aus.
„Grundrechte sind ein Grundnahrungsmittel zum Leben“, mahnte der Kolumnist der Süddeutschen Zeitung in dem Gottesdienst, den der Radiosender Bremen Zwei übertrug. Wenn junge Menschen nicht mehr in die Schulen, nicht mehr an die Unis dürften, wenn auch noch die Sportstätten und die Gastronomie geschlossen seien - „welche Räume verbleiben jungen Menschen dann noch?“ Sie dürften durch die Anhäufung der Pandemiemaßnahmen nicht zu einer fast schon kontaktfreien Generation verdammt werden.
Familien dürften durch Schließung von Schulen und Kitas nicht in den Wahnsinn getrieben werden, ergänzte Prantl und bezeichnete die Einrichtungen als „unglaublich wichtige Lern- und Lebensorte“. Dieser gemeinsame Raum des miteinander und voneinander Lernens sei der größte und beste Pädagoge. Mit dauerndem Distanzunterricht könne man ihn nicht herstellen, so verschärfe man die Bildungsungleichheit. „Das gefährdet die Zukunft der Kinder und die Zukunft der Gesellschaft.“ Auch in der Krise brauche Jeder und Jede das, was er und sie zum Leben nötig habe.