Berlin, São Paulo (epd). Brasilien hat die Marke von 400.000 Corona-Toten überschritten. Innerhalb eines Tages sind 3.074 Menschen mit oder an den Folgen einer Corona-Infektion verstorben, wie die Tageszeitung "Estado de São Paulo" am Donnerstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf die Gesundheitsämter berichtete. Die Zahl der Corona-Toten stieg damit auf 401.417. Rund 15 Millionen Menschen haben sich seit Beginn der Pandemie in Brasilien offiziell infiziert. Für den starken Anstieg der Infektionen machen Experten die sehr viel ansteckendere Virus-Mutation P1 verantwortlich. Derweil nahm ein Untersuchungsausschuss des Senats seine Arbeit auf, der den Umgang der Regierung mit der Pandemie analysieren soll.
Seit Jahresbeginn hat sich Brasilien zu einem neuen Epizentrum der Pandemie mit stark gestiegenen Todeszahlen entwickelt. Die Intensivstationen in den Krankenhäusern sind voll, es fehlt weiterhin an Medikamenten für die zu beatmenden Patienten und die landesweite Impfkampagne ist ins Stocken geraten.
Der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro verharmlost die Pandemie bis heute und wendet sich gegen die von den Gouverneuren veranlassten Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig kaufte die Regierung unwirksame Medikamente ein und missachtete Ratschläge von Wissenschaftlern und Medizinern. "Es gibt Schuldige, und sie werden zur Verantwortung gezogen", sagte Senator Renan Calheiros, der den Untersuchungsausschuss leitet.
Geprüft werden soll unter anderem, warum Bolsonaro mitten in der Krise den medizinisch und administrativ unerfahrenen General Eduardo Pazuello zum Gesundheitsminister ernannte. Davor hatten innerhalb weniger Wochen zwei Gesundheitsminister, beides Ärzte, im Streit mit Bolsonaro über das Krisenmanagement die Regierung verlassen. Bolsonaro und seine Anhänger hatten vergeblich versucht, die Einsetzung des Untersuchungsausschusses zu verhindern. Der Präsident sprach von einem "Karneval", der veranstaltet werde.