Berlin (epd). Ärzte von Krebspatienten werden einer Umfrage zufolge oft mit dem Wunsch nach Hilfe beim Suizid konfrontiert, sind aber skeptisch, diesem Wunsch nachzukommen. 57 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sind schon einmal von Patienten auf das Thema angesprochen worden, 30 Prozent konkret um ein Rezept für ein tödlich wirkendes Medikament gebeten worden, wie aus einer am Mittwoch vorgestellten Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) hervorgeht. Die Fachgesellschaft hatte dazu Antworten von 745 Medizinern aus diesen Bereichen ausgewertet. Den Ergebnissen zufolge zeigen sich Ärzte offener als noch vor ein paar Jahren, bei assistierten Suiziden mitzuwirken.
Wie der Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin in Halle, Jan Schildmann, erläuterte, sind weniger Ärzte als bei einer vergleichbaren Befragung im Jahr 2015 für ein pauschales Verbot der Suizidassistenz im Berufsrecht. Nur eine Minderheit sei aktuell dafür, 2015 sei es noch mehr als die Hälfte gewesen, sagte er.
Insgesamt lehnten in der Umfrage die Ärzte, die oft mit todkranken Patienten zu tun haben, die Suizidassistenz als ärztliche Leistung ab oder würden sie nur unter Bedingungen akzeptieren. Dazu gehört in ihren Augen eine Prüfung der Freiverantwortlichkeit der Entscheidung und dass ein "unkontrollierbares Leiden" vorliegt, erläuterte Schildmann. Nur drei Prozent der Ärzte haben laut der Umfrage schon einmal Hilfe bei der Selbsttötung geleistet.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im vergangenen Jahr das Verbot organisierter Hilfe bei der Selbsttötung gekippt. Im Bundestag wird nun erneut über eine Regelung diskutiert. Zwei Parlamentariergruppen schlagen vor, Ärzten unter bestimmten Bedingungen die Verschreibung tödlich wirkender Medikamente auch für den Suizid zu erlauben.
Viele Landesärztekammern verbieten Medizinern allerdings im Standesrecht die Mitwirkung am Suizid. In der nächsten Woche will der Ärztetag über eine mögliche Änderung der Musterberufsordnung beraten. Die DGHO ist ein Zusammenschluss von Ärzten und Wissenschaftlern, die spezialisiert sind auf Blutkrankheiten und bösartige Tumore. Sie hat nach eigenen Angaben 3.600 Mitglieder.