Berlin (epd). Mit dem ersten bundesweiten Klima-Bürgerrat will Schirmherr Horst Köhler einen gesellschaftlichen Lern- und Suchprozess zum Kampf gegen die Erderwärmung begleiten. Der Altbundespräsident kündigte am Montag in Berlin an, das Gremium werde sich einmischen "in die wohl größte Krise unserer Zeit". Der Klimawandel mit seinen existenziellen Folgen sei von menschlichem Handeln angetrieben worden. Er müsse auch von menschlichem Handeln aufgehalten werden. Doch "niemand hat fertige Antworten".
Insgesamt sollen die 160 zufällig ausgelosten Bürgerinnen und Bürger Empfehlungen für die Klimapolitik der nächsten Legislaturperiode erarbeiten. Der Rat stellt den Angaben nach eine Art Mini-Deutschland dar, wo Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts, mit unterschiedlichem Bildungsstand und aus ganz Deutschland miteinander diskutieren. Fachleute aus der Wissenschaft beraten sie dabei. Die erste Sitzung war für Montagabend anberaumt. Bis zum 23. Juni sind zwölf Sitzungen geplant. Ende Juni sollen die Ergebnisse abgestimmt und im Herbst allen Parteien des Bundestages überreicht werden, der am 26. September neu gewählt wird.
Köhler betonte, dass grundsätzlich auch Skepsis als Element von Diskussionen hilfreich sei. Oftmals helfe Skepsis dabei sicherzugehen, dass nicht eine neue Ideologie entstehe, die die Menschen überrolle. Der wissenschaftliche Direktor am Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam, Ortwin Renn, fügte hinzu, alle legitimen Argumente würden aufgegriffen. Dort, wo es keine wissenschaftliche Grundlage gebe, müsse aber eindeutig gesagt werden: "Das ist Quatsch."
Initiiert wurde der Klima-Bürgerrat vom Verein BürgerBegehren Klimaschutz sowie den "Scientists for Future", einem Bündnis aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Finanziert wird er mit Spenden und Stiftungsgeldern. Bislang gab es den "Bürgerrat Deutschlands Rolle in der Welt" und den "Bürgerrat Demokratie".