Hannover, Bonn (epd). Nach den Missbrauchsfällen in der Kirche hat die Institution nach Einschätzung des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, an Vertrauen verloren, das auch nicht wieder zurückgebracht werden kann. "Wir können nur um neues Vertrauen werben, indem wir in der Kirche Veränderungen etablieren", sagte Bätzing dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag). Das sei ein langer Weg. Mit rein juristischer Aufarbeitung sei es nicht getan.
Es sei auch zu klären, "ob wir an mögliche systemische Ursachen des Problems heranwollen oder nicht", sagte Bätzing. Er sei für sich entschlossen, das zu tun. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz stehe er im Übrigen für den katholischen Reformprozess des Synodalen Wegs, der das ebenfalls wolle. "Schließlich müssen wir auch Veränderungsbedarf in der Weltkirche anmelden."
Die Bereitschaft, die Mitgliedschaft in einer Institution wie der Kirche hinter sich zu lassen, sei durch die schrecklichen Missbrauchsfälle in einem erheblichen Maße gestiegen, führte Bätzing aus. "Insofern ist das eine kritische Lage für die gesamte Kirche in Deutschland."
Der Limburger Bischof sagte aber auch: "Die Wahrnehmung, dass Täterschutz mehr zählt als Opferschutz, entspricht nicht dem, was sich in der katholischen Kirche tut." Nach seinen Angaben haben 17 von 27 Bistümern eine Erklärung zu Standards der Aufklärung von Missbrauchsfällen mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, unterzeichnet. Vier führten noch Gespräche mit ihm.
"Verglichen mit der Lage von vor einem Jahr sind wir wirklich messbar weiter", bilanzierte Bätzing. Viele Diözesen hätten bereits Aufklärung mit Nennung der Täter und der Verantwortlichen geleistet. Täter würden auch zur Rechenschaft gezogen, wenn es möglich sei.