Tübingen (epd). Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den verstorbenen katholischen Theologen Hans Küng als einen "Botschafter der Völkerverständigung" gewürdigt. Beim Trauergottesdienst für Küng in der Tübinger Kirche St. Johannes sagte er am Freitag, Küng hinterlasse ein wertvolles Erbe: nämlich die Überzeugung, dass es eine gemeinsame Grundlage aller Weltreligionen gibt, die in Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Solidarität liege.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) nannte Küng einen "Glücksfall" für Tübingen. Er habe auf vielen Ebenen Spuren in der Stadt hinterlassen und sie weltweit bekanntmacht. Eberhard Stilz, Präsident der von Küng gegründeten Stiftung Weltethos, betonte, Küng habe "Versöhnung, nicht Revolte" angestrebt. Kritik habe er stets als Dienst an der Sache verstanden. Küng sei ein "Humanist und Gottesdiener" gewesen, der "der Welt zum Besseren verholfen" habe.
Der Gottesdienst für den am 6. April im Alter von 93 Jahren verstorbenen Theologen wurde geleitet vom Pfarrer im Ruhestand, Wolfgang Gramer. Der Wegbegleiter Küngs über Jahrzehnte sagte, er hoffe immer noch "auf einen konkreten Schritt aus Rom", damit in Bezug auf den Entzug der Lehrerlaubnis für Küng aus dem Jahr 1979 "bereinigt würde, was zu bereinigen ist".
Hans Küng stammte aus der Schweiz und lehrte 1960 bis 1996 an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Seine kirchliche Lehrbefugnis an der Katholisch-Theologischen Fakultät entzog ihm die katholische Kirche 1979, weil er unter anderem die päpstliche Unfehlbarkeit kritisiert hatte. Das Land Baden-Württemberg und die Universität schufen daraufhin einen eigenen Lehrstuhl für Küng. Im Jahr 1995 gründete der Theologe die "Stiftung Weltethos", die dazu beitragen soll, Frieden unter Religionen und Nationen zu fördern.