Spirituelle Bedürfnisse träten damit neben die Behandlung von physischen, psychischen und sozialen Auswirkungen einer Krankheit. Besonders gefordert sei spirituelle Begleitung etwa bei Angst. Dies könne Angst vor dem Tod oder der Endlichkeit des Lebens aber auch vor Isolation sein. Über Rituale, Meditation oder Gespräche über die eigene Existenz könnten sich Mediziner, Seelsorger, Pfleger und weitere beteiligte Berufsgruppen den Patienten nähern, sagte Roser. "Spiritual Care ist etwas, das alle behandelnden Berufsgruppen gleichermaßen angeht, deshalb ist es auch wichtig, dass alle Berufsgruppen zusammenarbeiten."
Auch bei einem Sterbewunsch oder Suizidgedanken könnten an der Behandlung beteiligte versuchen das psychische und spirituelle Befinden von Patienten zu erkunden, erläuterte Roser weiter. Für das Personal bedeute das, dass es die spirituelle Belastung des Gegenübers verstehen wolle, um aus dieser Erkenntnis heraus zu helfen. Im Anschluss könne sich eine Verbesserung der Lebensqualität für Patienten ergeben.
Am Podium nahm auch die stellvertretende Direktorin der Klinik für Neurologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, Corinna Trebst, teil. Sie ergänzte, dass sie in der Praxis immer wieder beobachte, wie sich die Spiritualität von Patienten mit der Zeit entwickle und von deren jeweils aktuellen Lebensumständen abhängen könne. Die auftretenden Veränderungen seien "manchmal auch für den Behandelnden überraschend". Dennoch sollten diese im besten Fall in der Lage sein, adäquat darauf zu reagieren.
Die Hanns-Lilje-Stiftung wurde 1989 von der hannoverschen Landeskirche gegründet und nach dem früheren Landesbischof Hanns Lilje (1899-1977) benannt. Sie fördert den Dialog von Kirche und Theologie mit Wissenschaft, Technik, Wirtschaft, Kunst und Politik.