Frankfurt a.M. (epd). Nach Ansicht der Initiative "Gemeingut in BürgerInnenhand" (GiB) dürfen keine weiteren Kliniken in Deutschland geschlossen werden. "Das heutige Niveau zu halten, ist aus unserer Sicht unverzichtbar", sagte Vorstand Carl Waßmuth dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die 2010 gegründete Initiative streitet für eine umfassende öffentliche Daseinsvorsorge und hat eine Petition gestartet, um weitere Klinikschließungen zu verhindern. Das sei die logische Konsequenz aus der Corona-Pandemie, sagte Waßmuth.
Er kritisierte, Bundesgesundheitsinister Jens Spahn (CDU) sei ein williger Schüler von Beratern wie der Bertelsmann Stiftung, die in vielen seiner Gremien omnipräsent seien. "Man erinnere sich: 2019 kam die Stiftung in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass die Verringerung der Klinikanzahl von knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Kliniken die Qualität der Versorgung für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mildern würde", sagte Waßmuth. Das sei eine Steilvorlage für alle gewesen, die sich gerne von unrentablen Kliniken trennen wollen.
Laut Waßmuth gibt es heute schon vor allem im ländlichen Raum zu wenige Krankenhäuser. "Akutversorgung ist Daseinsvorsorge und sie muss flächendeckend und ganzjährig verfügbar sein", erst recht in Zeiten von Corona. "Das neue 'Grünbuch 2020 zur Öffentlichen Sicherheit', das vom Bundesinnenministerium und anderen Forschern in Auftrag gegeben wurde, bestätigt uns", sagte er. Dort sei zu lesen, dass man eine ausreichende Zahl und vor allem sinnvoll verteilte Krankenhäuser vorhalten müsse.
Es sei unverantwortlich, überhaupt Kliniken zu schließen. "Auch zum heutigen Tag, wo noch niemand weiß, wie sich die Pandemie entwickelt und was danach auf unser Gesundheitswesen zukommt, ist eine Kahlschlagpolitik der falsche Weg", betont der Vorstand.
Man müsse den tatsächlichen Bedarf an Klinikbetten ermitteln, und den müsse man erfüllen. Da komme man auch nicht besseren ambulanten Angeboten weiter. Denn es gebe viele Patienten, die seien so krank, dass sie in die Klinik müssen und dort eine fachärztliche Überwachung rund um die Uhr haben. "Auch medizinische Versorgungszentren können das nicht leisten, schon wegen der begrenzten Öffnungszeiten nicht."
In manchen Regionen seien die Klinikkapazitäten schon jetzt zu gering. "Denn auch in Zukunft müssen wir Pandemien und Katastrophen mit in die Planung hineinnehmen", erklärte Waßmuth.