Leipzig (epd). Nach Kritik an Leipzigs neuem Thomaskantor Andreas Reize aus den Reihen des Knabenchors hat die zugehörige Kirchgemeinde St. Thomas ihre Solidarität mit dem Schweizer erklärt. An Reizes Wahl durch den Stadtrat auf Vorschlag einer Auswahlkommission gebe es keinen Zweifel, erklärten die evangelischen Pfarrerinnen Britta Taddiken und Jutta Michael sowie Pfarrer Martin Hundertmark am Montag in Leipzig in einer Stellungnahme.
"Wir stehen ausdrücklich hinter Herrn Reize und freuen uns auf die ideenreiche, verlässliche und konstruktive Zusammenarbeit", schrieben die Theologen. Man sei absolut überzeugt, dass mit Reize "ein in jeglicher Hinsicht nötiger und positiver Aufbruch im Thomanerchor geschehen wird". Dafür bekomme er volle Unterstützung.
Der Stadtrat hatte den 45-jährigen Kirchenmusiker im Dezember einstimmig als Nachfolger von Thomaskantor Gotthold Schwarz (68) bestimmt, der Ende Juni aus dem Amt scheidet. Reizes soll das Amt Anfang September antreten.
Medienberichten zufolge haben sich ältere Mitglieder des Chors in einem offenen Brief gegen Reize gewandt. Sie forderten unter anderem Leipzigs Universitätsmusikdirektor David Timm als neuen Thomaskantor und den Rücktritt von Chor-Geschäftsführer Emanuel Scobel, wie etwa die "Leipziger Volkszeitung" (Samstag) berichtete. Demnach stellten die Sänger in dem Brief auch Reizes musikalische Kompetenz infrage.
Der 1212 gegründete Thomanerchor ist die älteste musikalische Institution in Leipzig und einer der bekanntesten Knabenchöre der Welt. Barockkomponist Johann Sebastian Bach (1685-1750) wirkte 27 Jahre lang als Thomaskantor.